MGMT

MGMT

Columbia/ Sony Music

Album Nummer drei ist die bisher stringenteste Arbeit des Duos. Keine Hits, aber ein Faden so rot wie das Licht einer Lavalampe.

Wenn ein Album – das nicht das Debüt ist – nur so heißt wie die Band, die es aufgenommen hat, so sagt man, wollen die Musiker ausdrücken, dass sie mit diesem Album ihre Essenz anbieten, das, worum es ihnen wirklich geht. Wenn dem so ist, dann geht es Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser mit ihrem dritten Album darum, los­gelöst von den Erwartungen (ihres Publikums und ihres Labels) ihre Vorstellung von Psychedelic Music umzusetzen. Nicht dass MGMT vorher der Psychedelia unverdächtig gewesen wären, auf ORACUlAR SPECTACULAR (2007) und CONGRATULATIONS (2010) hat es auch schön spinnert geflirrt und gehallt und geschwurbelt und getrippt. Nur ist die Anzahl der offensichtlichen Hits von Album zu Album halt immer geringer geworden. Man könnte fast meinen, dass die unsterblichen Indie-Disco-Knaller „Electric Feel“ und „Kids“ lediglich Ausrutscher gewesen sind auf dem Weg zur musikalischen Freiheit. Das dritte Album der Band hat zehn, nun ja, Songs, die unter dem Einfluss von Lysergsäurediethylamid entstanden sein könnten. Von der Single „Alien Days“ über die Coverversion von „ Introspection“ des von einschlägigen Samplern „bekannten“ 60er-Jahre-Psychedelic-Musikers Faine Jade bis hin zum finalen „An Orphan Of Fortune“ ist MGMT ein Album, das mit keinem Maß zu messen ist, das an die zeitgenössischen Mitbewerber von MGMT angelegt werden könnte. Wir denken an The Flaming Lips (Dave Fridmann hat wieder produziert), aber die spielen sowieso in ihrer eigenen Liga. Es gibt hier verhallte Multi-Track-Gitarren, windschiefe Streicher aus fiebrigen Träumen über Musik, Tape-Manipulationen, Quackern und Blubbern, Soundscapes, die immer in Bewegung sind wie sonischer Wackelpudding, Gesang, der unmerklich die Stereobasis hinauf- und hinunterwandert, Soli von Instrumenten, deren Namen wir gerne erfahren würden, kakophonische Interferenzen, die potenzielle Hits („Your Life Is A Lie“) töten, Flöten- und Percussion-Jams aus den kühnsten Hippieträumen.

MGMT ist auch gut für das Wiederaufflammen der Retromanie-Diskussion. Nur darf man nicht vergessen: Wer sich auf die musikalische Vergangenheit bezieht, der zeigt, dass er sich Gedanken macht über Musik, dass er sich auskennt oder auskennen will und nicht – wie so viele – im eigenen Saft auf seinem Teller schwimmt, der so groß ist, dass die Ränder nicht zu sehen sind. Und: MGMT ist eben keine Mimikry, sondern die Sicht auf Psychedelia durch die Augen von VanWyngarden und Goldwasser. Es ist ein Kunstwerk und das bisher stringenteste Album der Band. Ein Album-Album würden die von Sat.1 wohl dazu sagen.