Matt Elliott

Only Myocardial Infarction Can Break Your Heart

Ici d’ailleurs/Cargo

Die graue Eminenz des dunklen Folk wagt sich ins Licht.

Überraschend und weitgehend unbemerkt tauchten The Third Eye Foundation vor drei Jahren nach langer Auszeit mit dem Album THE DARK auf. Die aus Bristol und dem Umfeld von Flying Saucer Attack stammende Band gehörte mit ihrem Komplex aus Soundscapes, symphonischen Elementen und Post­rock-Anleihen zu den schönsten Randerscheinungen des Drum’n’Bass, so wie ihr Kopf Matt Elliott die Rolle als eine der allerschönsten Fußnoten des Folk Noir einnimmt. Was leider zu einem Dauer­zustand geworden ist, an dem wohl auch ONLY MYOCARDIAL INFARCTION CAN BREAK YOUR HEART („Nur ein Herz­infarkt kann dein Herz brechen“) nichts ändern wird. Dabei macht der Mann, dessen Musik wie ein Bindeglied aus Leonard Cohen, The Black Heart Procession und Yann Tiersen klingt, auch dieses Mal so vieles so richtig. Die schaurig-schöne Atmosphäre der Welt von Third Eye Foundation wird mit analogen Mitteln, insbesondere akustischen Gitarren, Tape-Manipulationen, Piano, Kontrabass, Viola und Wurlitzer- und Rhodes-Tasteninstrumenten fortgeführt. Nach der imposanten Trilogie DRINKING SONGS, FAILed SONGS und HOWLING SONGS sowie dem tief in Schwarz getauchten Album mit dem bezeichnenden Titel THE BROKEN MAN brechen die dunklen Wolken nun auf, Hoffnung macht sich breit.
Elliotts Songs waren ja immer getrieben von eigenen Empfindungen wie Schmerz, Traurigkeit, Frustration, Scheitern und vor allem Sehnsüchten, in die der sehr politisch denkende Brite nun etwas Licht hinein lässt. Es gibt Momente, wie in dem mit 17 Minuten episch langen „The Right To Cry“, die sind von unglaublicher Anmut, Zerbrechlichkeit, Romantik und Melancholie, dass es einen fast zerreißt. Hier treffen in den Hintergrund verlegte Klagelieder-Chorgesänge auf elegantes, fast klassisches  Gitarrenspiel, lateinamerikanisches Fingerpicking sowie spanische und slawische Folklore. Man mag die Songs von Matt Elliott als düs­ter, morbide, fatalis­tisch oder gar apokalyptisch empfinden, aber sie sind immer warm und nahbar.
Sie ruhen in sich, wirken nie getrieben, und so fließt ONLY MYOCARDIAL INFARC­TION CAN BREAK YOUR HEART majestätisch dahin. Nur selten gerät man wie in „Zugzwang“ und insbesondere „Again“ in etwas unruhiges, aufgewühltes Gewässer. In einem früheren Lied („Dust Flesh And Bones“) sang Elliott einmal mit seiner sonoren Stimme die sehr klugen Worte: „Einiges ist so dunkel, dass Trauer das Licht bedeckt, das auf sie fällt“. Nach diesem Album wagen wir einmal die Diagnose, dass es diesem besonderen Patienten besser geht.