Valentin Stip

Sigh

Other People/Rough Trade (VÖ: 14.02.)

Ein 21-jähriger Franzose mit einem Album aus der elektronischen Zwischenwelt.

Vielleicht muss man bei Claude Debussy anfangen, um die aktuellen Zwischenmusiken zu verstehen. Debussy wirkte Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts. Seine Kompositionen werden zu Recht dem Impressionismus zugerechnet. Obwohl ihnen zumindest der Wunsch nach Zukunft, nach musikalischer Freiheit, Traditionsbruch und Atonalität anzuhören ist.

Debussy erfand eine eigene Musiksprache, ohne die sich die Musik des 20. Jahrhunderts wahrscheinlich anders entwickelt hätte. Valentin Stip ist auch Franzose, Komponist, Pianist. Und: Freund von Nicolas Jaar, von dem er in die Geheimnisse der Produktion elektronischer Musik eingeweiht wurde. Nach zwei EPs auf Jaars mittlerweile eingestelltem Label Clown And Sunset ist der 21-jährige Stip der erste Musiker, der auf dem Nachfolgelabel Other People ein Album veröffentlicht.

SIGH ist eines jener Werke aus der Zwischenwelt, das mit seinen elektronischen Grundierungen, neoklassischen Strukturen und den dichten atmosphärischen Soundscapes für eine neue Art des musikalischen Impressionismus steht. Die Stimmung des Albums ist vorwiegend düster, die Arrangements sind minimalistisch. Es gibt Andeutungen von arabischen Gesängen, einen unerwarteten Funkbass, Sounds aus den Tropfsteinhöhlen des Techno, immer wieder minimalistische Pianofiguren und melodische Ausformulierungen. Die acht Tracks laufen – zumindest in den digitalen Formaten – ohne Unterbrechung in 51 Minuten durch. Früher hätten wir Ambient dazu gesagt.