Erland & The Carnival

Closing Time

Full Time Hobby/Rough Trade

Die Folk-Psychedelic-Pop-Band zeigt sich von ihrer ruhigen Seite.

Zwei sehr lebhafte Alben veröffentlichte die Gruppe Erland & The Carnival in ihrer Karriere bislang. Zwei Alben, die verdeutlichten, warum sich das Wort Carnival im Bandnamen findet. Schwirrende, bisweilen schattige Musik zwischen Folk­lore, Kirmes, trickreichen Elektronik-Sounds und Psychedelia gab es auf dem Debütalbum Erland & The Carnival und dem Nachfolger NIGHTINGALE (2011) zu hören, aber das liegt nun auch schon einige Jahre zurück.

Die Zwischenzeit nutzten die beiden treibenden Kräfte Gawain Erland Cooper und Simon Tong (bekannt durch sein Wirken bei The Verve, Blur, Gorillaz und The Good, The Bad & The Queen), um sich zusammen mit Hanna Peel als The Magnetic North in anmutigem Folktronic zu verlieren. Auch auf CLOSING TIME, aufgenommen in Damon Albarns „Studio 13“, findet sich nur noch wenig von dem aufregenden Trubel der Vorgänger. Ob das aber damit in Zusammenhang steht, dass der von den schottischen Orkney Islands stammende Sänger und Gitarrist Erland Cooper erstmals Vater wurde, bleibt selbstverständlich eine bloße Vermutung.

Der Ausstieg von Drummer, Mixer und Keyboarder David Nock musste ja auch verkraftet werden, und der Mann spielte immerhin mit Paul Weller, David Gilmour und The Orb zusammen. Es war also Zeit für einen Richtungswechsel, den Erland Cooper selber sogar als Neubeginn sieht. Aber nicht alles wurde entsorgt. Verspieltheit und die vielen Details sind geblieben, aber die Stimmung der Songs ist jetzt sehr oft melancholisch, schwelgerisch und introspektiv, es tauchen überall Streicher auf.

„Quiet Love“ heißt eines dieser Lieder, die es so bei Erland & The Carnival bislang genauso wenig gab wie die karg instrumentierte Piano-Ballade „Radiation“. Da befindet sich CLOSING TIME mit seinen lediglich zehn Songs (angeblich standen anfangs sogar 40 Titel zur Auswahl) schon im Mittelteil, als das englische Quintett an dieser Stelle endlich Tempo aufnimmt. Und plötzlich beweist es mit Stücken wie „Is It Long ’Til It’s Over?“ und vor allem „Birth Of A Nation“, wie viele Pop-Momente in Erland & The Carnival stecken. Das kommt etwas spät, aber immerhin nicht zu spät.