Mia

Willkommen im Club

Paul Watzlawick hat einmal den klugen Satz, „Was A über B sagt, sagt mehr über A als über B“, von sich gegeben. Wir wissen nicht, ob der 2007 verstorbene Psychoanalytiker und Philosph die Gruppe Mia. und deren nicht wenige Gegner gekannt hat. Denen fällt es unter höchstem Einsatz negativer Energie schwer, ein Album von Mia. vorurteilsfrei anzuhören. Wobei Vorurteile natürlich eine feine Sache sind. In ihrer Pflege kann A sich selbst erhöhen durch die Entlarvung der vermeintlichen Schwäche Bs. Hörte man das vierte Mia.-Album WILLKOMMEN IM CLUB vorurteilsfrei an, fände man eine fast perfekte Pop-Platte mit Mia.-Musik und einem höheren Anteil an elektronischen Ingredienzen – Gitarrist Andy Penn führt unter dem Alias TimTim ein well respected Doppelleben als elektronischer Musiker auf Ellen Alliens BPitch-Control-Label.Der Vorgänger ZIRKUS (2006) war am „Konzept“ und an der Überambitioniertheit gescheitert. WILLKOMMEN IM CLUB tut die inhaltliche Konzeptfreiheit gut, die wiederum den Weg frei macht für ein formales Konzept. Der „Club“ aus dem Albumtitel ist kein geheimer Zirkel, man kann in ihm tanzen. Ein paar Songs auf dem Album („Mausen“, „Du“) sagen in ihrem Subtext dann auch ein paar Worte zum aktuellen Disco-Revival. Würden wir A fragen, erhielten wir zur Antwort: Mia. dürfen nicht alles tun. Die Rekontextualisierung von Alltagsphrasen zum Beispiel. Sie wird den einen (Tocotronic) als Genialität („Ich bin ein Star holt mich hier raus“), den Anderen (Mia.) als Naivität („Freund und Kupferstecher“, „Willkommen im Club“) ausgelegt.

Albert Koch – 11.09.2008