The Decemberists

The King Is Dead

Rough Trade/Beggars/Indigo VÖ: 14. Januar 2011

Ausgeruhter Country-Rock und -Pop statt komplexer Folk-Epen. Colin Meloy macht sich frei.

Portland, schon wieder Portland. Die US-Nordwest-Metropole ist längst zur No.1.-Music-City für all das geworden, was im angloamerikanischen Pop-Gebrabbel mal eben als „ leftfield“ bezeichnet wird. Eine Band wie The Decemberists passte von Anfang an bestens in die lange Liste der Portlander Überraschungspopsieger, die von Menomena über die Parenthetical Girls, Blitzen Trapper, Hornet Leg bis hin zu Tu Fawning reicht.

Jetzt hat Colin Meloy, der musikalische Chef der Decemberists, in einer umgebauten Scheune aufnehmen lassen, er hat von Portland den Gang aufs Land angetreten, er wolle sich mal frei machen, heißt es. Nach der üppig instrumentierten Vorgängerplatte The Hazards Of Love suchte Vorsänger Meloy genau das, was einen guten Song am Leben hält: eine memorierbare Melodie, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang, in einem traditionellen Mix zum Bandsound vereint. Dazu hier: Fiedel und Pedal-Steel-Gitarre. Und: alle Informationen in drei Minuten.

Colin Meloy spielt heute Country-Popsongs von einiger Ausgeruht- und Reserviertheit. Anhänger der komplexen, zuletzt auch pathetischen Folkpop-Epik in Meloy-Handschrift werden die Stirn runzeln angesichts solch simpler Freuden. Vielleicht lassen sie sich von Meloy aber einmal erzählen, wie das „Down By The Water“ so ist, vorausgesetzt, sie kriegen keine Pickel, wenn sie Songs hören, die mehr nach R.E.M. klingen als R.E.M. selber. Sängerin Gillian Welch und R.E.M.-Gitarrist Peter Buck sind die beiden „Gastarbeiter“ , die The King Is Dead eine durchgehende Erdung verpassen. Habe ich schon gesagt, dass das doch keine Portland-Platte ist?