Mikal Cronin

MCIII

Merge / Cargo

Ausformuliertes Songwriting, klassisch zelebrierter Power-Pop. Und Geigen gibt es auch!

Vielleicht liegt es daran, dass Mikal Cronin noch so viele andere Betätigungsfelder hat. Die Diskografie des Endzwanzigers reicht dank seines Engagements in verschiedenen Bands – am prominentesten als Bassist der furiosen Garagenrock-Schleuder Ty Segall – fast schon für einen Vorruhestandsantrag. Jedenfalls konzentriert er sich auch auf seinem dritten Soloalbum auf einen Sound, den viele andere Bands in den letzten Jahren abzustreifen versuchten. Aus Gitarrenbands wurden Bands (auch) mit Gitarren. Oder sie ließen sich gleich neu zusammensetzen. Wie Arcade Fire.

Herr Cronin jedoch, ein studierter Musiker und Freund des ausformulierten Songwritings, schätzt den Klang einer klassischen Band über alles und findet in der Ausgestaltung des alten Prinzips immer noch ausreichend Möglichkeiten – und zwar, wunderlicherweise, ohne Band: der Multiinstrumentalist ist sich selbst Band genug. Er liebt und spielt seine Gitarren – von „Western“ über Lead bis Jaul! –, das Schlagzeug, das laut tusch-tusch-tusch mit seinen Becken macht zum Refrain hin, den Bass sowieso, Orgel, Saxofon und das Klavier, das Akkorde aufbauschen kann und Schleifchen in die Melodien drehen.

MCIII ist dabei allerdings noch opulenter ausgefallen als seine Vorgänger. Zu der wirbelnden Geige im Aufgalopp „Turn Around“ gesellt sich bald ein ganzes Streichquartett, zum Auftakt eines Sechs-Song-Zyklus auf der B-Seite arrangiert sich Cronin aus diesen Mitteln eine kleine Ouvertüre – inklusive einem Auftritt des vielleicht erhabensten Instruments überhaupt: dem Waldhorn. Dieses Stück heißt nicht zufällig „Alone“. Der Zyklus erzählt aus Cronins Zeit im Nordwesten der USA, wo ihn eine ausgewachsene Lebenskrise samt schlimmen Rückenproblemen in die Ecke drückten. Gerade dort, wo die Melancholie auch in sein Songwriting fließt, erinnert Mikal Cronin an Elliott Smith. Aber es gibt auf MCIII im Gegenzug auch einige Momente, die sogar unverdrossenen Foo-Fighters-Freunden ein noch breiteres Grinsen ins Gesicht zaubern können. Eine Platte voller Kraft.