Kevin Morby

Singing Saw

Dead Oceans/Cargo

Der Ex-Woods-Bassist entdeckt auf der Landkarte des guten Singer-Songwritertums neue Orte.

Kevin Morbys Solodebüt, HARLEM RIVER (2013), war von einem instrumentalen Kokon umgeben, die Songs klangen wie entfernte Erinnerungen an Städte und Gefühlslagen, getragen von einer sanften Brise aus Gitarren und Keyboards, ein bisschen Bob Dylan im Weichspülgang, am deutlichsten im Song „Slow Train“ (nein, kein Dylan-Cover) im Gesangsverein mit Cate Le Bon hörbar.

Drei Jahre später schickt der in L.A. lebende Musiker uns seine erste Arbeitsprobe vom neuen Album in Form eines Videos: „I Have Been To The Mountain“ ist dem Afroamerikaner Eric Garner gewidmet, der 2014 bei einem Einsatz in Staten Island im Würgegriff eines Polizisten zu Tode kam. Der Song packt von Anfang an zu, schraubt sich mit Gitarre, Bläsern, Streichern und Chor in ziemliche Höhen. So weit wie hier geht Morby an keiner anderen Stelle auf SINGING SAW, aber mit diesen Songs macht er doch einen Schritt nach vorn, in den weit ausholenden Arrangements scheint jetzt sein Talent als Songwriter deutlich auf.

Als hätten diese unaufgeregte Stimme, diese Musik nur nach einem anderen Hallraum gesucht – oder gleich mehreren. Eine Gospelkathe­drale im Titelstück, die spooky Rock’n’Roll-Arena in „Dorothy“ (mit Piano- und Trompeten-Intermezzo).