Oum Shatt

Oum Shatt

Snowhite/Rough Trade

Das Trio macht sich mit tänzelnder Leichtigkeit an das europäische Projekt Integration und spielt von Surfgitarren und arabischen Harmonien beschwingten Indierock.

„Power To The Women Of The Morning Shift“ war als Titel der Debütsingle natürlich ein Statement. Ein wunderbar schräger, witziger Song zwischen Sozia­lismus und hitzigem Liebesabenteuer: „Blonde one from the wilderness“ und „Makes me feel like I’ve ruled this world too long“, singt Jonas Poppe entzückend lakonisch. Nun lässt der Sänger – man kennt ihn von Kissogram – zusammen mit seiner 2013 gegründeten, illustren Berlin-Boy-Combo Oum Shatt endlich ein Album folgen: Gitarrist und Schauspieler Hannes Lehmann (Ex-Contriva, Mina) ist ebenso mit von der Partie wie Trommler und Staatsakts-Hansdampf Chris Imler.

Der Sound der zwölf fast ausnahmslos ansteckenden, beschwingt-lässigen Songs bestätigt, was die Single schon erahnen ließ: Das Trio sucht sein Abenteuer in einer interessanten Nische. Staubiger, knackiger Artrock wird hier mit Surfpopgitarren, ein bisschen New Wave und arabischen Klangharmonien umspült, was erstaunlich gut zusammengeht. Man stelle sich vor: Franz Ferdinand trinken mit Omar Souleyman ein Bier. Oder: „Ian Curtis nackt in Kairo, halb drei Uhr nachts“, wie es im Pressetext passend heißt.

„Hot Hot Cold Cold“ ist eine dieser wahnsinnig biegsamen Roadtrip-Sommer-Tanznummern, in „Gold To Straw“ geht das Orientalische auch schon mal nonchalant ins Psychedelische über, und in „Ya Ya Ya“ liegt Bauchtänzermystik in der Synthiemelo­die. Und immer singt Poppe mit seiner schönen dunklen Stimme kluge, melancholische Texte – zum Beispiel darüber, wie man mit der Liebsten im Bett liegt, während die Märkte zusammenbrechen, und sich Geschichten von Liebe und Verlust zuflüstert („Madame O.“). Oder dass einen als Mann Rock’n’Roll in der Dämmerung immer zum Weinen bringt. Wenn Tränen nie lügen, dann tut es diese Musik auch nicht.