Palehound

Dry Food

Heavenly/[PIAS] Coop/Rough Trade

Das Debüt der Musikerin aus Boston hält die Balance zwischen Emotion und Destruktion – gerne auf den Spuren der Indie-Rock-Vorbilder der 90er.

Ellen Kempner liebt Courtney Barnetts vor einem Jahr veröffentlichtes Album SOMETIMES I SIT AND THINK, AND SOMETIMES I JUST SIT, erzählte sie letztens in einem Interview. Und wer die acht Songs auf dem Debüt der Musikerin aus Boston hört, wird Verbindungslinien zwischen den beiden Songsammlungen entdecken können.

DRY FOOD becirct mit empathischer Schluffigkeit und klassischen Indie-Rock-Melodien, vom ersten Trommelschlag auf „Molly“ bis hin zur aufopfernd gezupften Gitarre im finalen „Sea Konk“, das nach hinten raus gar zur kleinen kratzigen Hymne avanciert. Ein Balanceakt zwischen Emotion und Destruktion, der viel von Schmerz und Trennung erzählt und in der allgemeinen Konfusion einen Dreh in der Storyline findet.

Palehound, so der Nom de Guerre der Sängerin und Multiinstrumentalistin, die alles bis auf Drums und ein paar Bass-Parts selbst eingespielt hat, steht für dieses aufrechte Hin- und Herlavieren und -musizieren, für Songs, die gleich auf den Punkt kommen und im nächsten Moment wie bei Pavement und anderen Antirock-Helden der 90er-Jahre ausfransen. Dazu kommt eine Sängerin, die sich mit der Vergangenheit im Kopf durch die dürre Realität in der Gegenwart näselt, glaubwürdig und beizeiten gewitzt.

DRY FOOD ist ein Album, mit dem man auf der Stelle gut Freund werden kann, weil es mitfühlen lässt, aber im selben Moment offensteht für Interpretation. Wäre Courtney Barnett nicht gerade Indie-Darling Nummer eins (ihr Album erreichte die Top 20 in den USA und dem UK), müsste man Ellen Kempner größte Chancen geben, direkt an die Spitze der Charts für Coolness und Sophistication zu stürmen.