The Last Shadow Puppets – The age of the understatement

Nicht sehr oft wird das Versprechen, das ein Albumcover gibt, von der Musik derart zuverlässig eingelöst wie im Fall von the age of the Understatement: Eine Model-mäßige Blondine sitzt am Boden, unterernährt mit Overknees an den dürren Beinen. Das Bild spiegelt den Moment wider, in dem die 60er-Jahre zu den 7oern werden. Das alte Jahrzehnt wirkt noch nach, das neue ist noch nicht so recht angekommen. Darum geht es auf diesem Album von Alex Turner (Sänger und Gitarrist der Arctic Monkeys) und Miles Kane, früher bei The Little Flames und heute Gitarrist von The Rascals (bitte nicht am popkulturullen Sachverstand zweifeln, wenn weder die eine noch die andere Band gerade nicht griffbereit im Gedächtnis liegen sollte, das ist schon okay). Turner und Kane arbeiten einen Nebenaspekt der Arctic-Monkeys-Musik heraus: den Hang zu twangenden Gitarren (generell) und zu dramatischen Popsongs, die sich an der Grenze zum Kitsch angesiedelt haben (vor allem auf ihren B-Seiten). Die Musik auf the age of the Understatement hat was von James-Bond-Scores und von großen englischen Popdramatikern wie P.J. Proby, David Axelrod und David Bowie, als den noch keiner kennen wollte. Owen Pallett (aka Final Fantasy) hat diese Lieder für das London Metropolitan Orchestra orchestriert und arrangiert, und Alex Turners heisere Stimme liefert zu jeder Zeit das Arctic-Monkeys-Gefühl dazu, the age of the Understatement ist wieder mal ein schönes Beispiel für die Umdeutung von Coolness-Codes in Pop, die Neubewertung von als eklig stigmatisierten Musiken. Vor 40 Jahren hätte kein Acid-fressender Hippie einen Cent auf Musik wie diese gegeben. Heute darf man sie als das nehmen, was sie ist: wunderbarer Pop. Das Spiel geht weiter, wie man weiß. Noch viele schönste Wiederhören. VÖ: 18.4.

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