The Lemon Twigs

Do Hollywood

4AD/Beggars/Indigo

Ein Album wie ein Mash-up-Mix der 60er- und 70er-Jahre von zwei schrägen Brüdern, die das 20. Jahrhundert kaum miterlebt haben.

Sind The Lemon Twigs zu schön, um wahr zu sein? Gut, Schönheit ist subjektiv und jedermanns Sache dürfte das 70s-Hobbykeller-Karneval-Outfit der blutjungen Brüder Brian und Michael D’Addario nicht sein. Aber zumindest liest sich ihre Geschichte schön: Die Söhne eines kommerziell gescheiterten Singer/Songwriters machen zusammen Musik seit sie halbwegs vernunftbegabt sind, schicken ein Demotape, also Soundfiles, an ihr Idol Jonathan Rado von Foxygen, der daraufhin ihr Debütalbum produziert.

Nach einem Auftritt beim CMJ-Festival in New York nimmt eins der verlässlichsten Indielabel der Geschichte, 4AD, die Band unter Vertrag. Live werden Brian (19) und Michael (17) D’Addario zwar von ihren Schulfreunden Danny Ayala und Megan Zeankowski unterstützt, aufgenommen haben sie DO HOLLYWOOD („ein etwas billiger Titel“, wie Brian zugibt) aber ganz allein. Da sprechen wir dann nicht nur vom klassischen Gitarre-Bass-Drums-Instrumentarium, sondern auch von Streichern, Bläsern und Keyboards. Und singen tun die beiden auch, himmelhoch, wenn’s sein muss. Zum Beispiel darüber, wie sie schon ihr ganzes Leben auf jemanden warten („I Wanna Prove To You“), was aus dem Mund von Teenagern immer etwas süß-naiv klingt. Doch bereits nach den ersten zwei Genre-Sprüngen dieses vogelwilden Mixes aus Supertramp, den Ramones, Scott Walker, Musical-Elementen und den Beatles, immer wieder den Beatles, wird man sich gewahr, es hier nicht mit durchschnittlichen Kids zu tun zu haben.

Die beiden wirken, als wären sie zu jeder Epoche der Popkultur im richtigen Club gewesen, als hätte sie immer mit den wegweisenden Trendsettern abgehangen und hätten all das aufgesogen, um jetzt ein Best-of-20th-Century-Pop-Album vorzulegen. Zehn Bohemian Rhapsodies sind das („Haroomata“ spielt sogar direkt, wenn auch etwas versteckt, an die Queen-Vorlage an), gleichermaßen catchy wie komplex. Eine Platte, die man sich wunderbar „nebenbei“ anhören kann, weil sie so gefällig und harmonisch ist, bei der man aber an die Grenzen des Denkvermögens gelangt, hört man auch nur etwas konzentrierter zu. Kaum auszumalen, wozu die beiden noch in der Lage sind. Müsste man das aber ausmalen, könnte man nur die schillerndsten Farben benutzen.