11 Fakten über 20 Jahre Warp Records


1.. Maggie Thatcher gab die Starthilfe für das Label.

1998 eröffnen die Studenten Steve Beckett und Rob Mitchell in Sheffield den Plattenladen „FON“, spezialisiert auf rare US-Importe, vor allem: Techno, House und Dance. Schnell entwickelt sich der Laden zum Nerd- und DJ-Treff. „Ständig brachten uns Leute ihre Musik vorbei“, sagt Beckett. 1989 folgt der nächste Schritt: Beckett und Mitchell veröffentlichen ihre erste Maxi, Forgemasters „Track With No Name“, produziert hat Freund Robert Gordon. Die Erstauf läge von 500 Stück wird aus einem geliehenen Auto heraus verkauft. Das Geld dafür kommt von Maggie Thatcher: Das Trio hat einen Staatskredit für Existenzgründer erhalten.

2. Sie wollten eigentlich anders heißen.

Ursprünglich soll das Label Warped heißen. Aus Bedenken, dass die Endsilbe am Telefon verschluckt wird, einigt man sich aber auf Warp, so der Autor Robert Young in seinem Buch „Warp – Labels Unlimited“. Die vier Buchstaben stehen angeblich für Weird And Radical Projects, aber auch die Bedeutung We Are Reasonable People wird kolportiert.

3. Sie waren ihrer Zeit voraus.

Dass die Zeit reif ist für neue Musik, merken die Warp-Macher schnell: Noch bevor sie 1991 ihr erstes Album (CCCD von Sweet Exorcist) veröffentlichen, erreicht die Single „LFO“ von LFO die britischen Top 20. Mit „Bleep & Clonk“ erschafft Warp ein neues Genre: minimalistischen, basslastigen Techno. Schon 1990 nennen Sweet Exorcist einen Track „Clonk“. Weitere wichtige Warp-Künstler aus den Anfängen sind Richard H. Kirk und Nightmares On Wax.

4. Sie erobern die Herzen mit künstlicher Intelligenz.

Mit den ARTIF1CIAL INTELLIGENCE-Compilations I und II verändert Warp ab 1992 seinen Sound. Die Beats werden komplexer und eignen sich eher zum Zuhören als zum Tanzen. Kritiker taufen die neuen Töne Intelligent Dance Music bzw. Ambient-Techno – und flippen aus. Spätere Stars der Szene wie Richard D. James alias Aphex Twin, The Orb und Autechre begeistern auch Hörer, die bisher nichts mit elektronischer Musik anfangen konnten.

5. Sie haben nur Stars ohne Allüren unter Veitrag …

… na ja: fast. Aphex Twin setzt auf einer Interviewreise durch Deutschland 1996 mit Vorliebe Tischdecken in Brand. Kellnerinnen von Hamburg bis München sind entsetzt. Journalisten tischt er in Interviews unterschiedlichste Lügengeschichten auf. Vincent Gallo, Regisseur, Schauspieler und auch mal auf Warp gesignter Musiker, macht 2005 von sich reden, als er auf seiner Homepage sein Sperma für eine Million Dollar feilbietet.

6. Das Label ist Halbwaise.

Im Frühjahr 2001 wird bei Warp-Mitgründer Rob Mitchell Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. Fünf Monate später, am 8. September 2001, stirbt er, nur 38-jährig. Auf seinen Wunsch wird bei der Beerdigung Musik von Broadcast gespielt – Mitchell hatte die Briten entdeckt. Sein Freund Steve verspricht, „immer weiter an dem zu arbeiten, was Rob uns hinterlassen hat“.

7. Warp ist auch visuell visionär.

Videokünstler wie Chris Cunningham werden durch ihre Arbeiten für Warp-Künstler berühmt. Die Aphex-Twin-Videos zu „Windowlicker“ und „Come To Daddy“ gelten als Meisterwerke. Auch Jarvis Cocker zeichnet für Warp-Clips verantwortlich, ebenso wie Ly nne Ramsay, Vincent Gallo und ChrisMorris. 1999entstehtWarp Films, die erfolgreiche Schwesterfirma, die mit Produktionen wie „This Is England“ international Preise abräumt.

8. Sie tragen keine Scheuklappen.

Obwohl Steve Beckett Anfang der 90er noch glaubt, „dass handgemachte Musik ausstirbt“.

nimmt das Label seit 1998 auch „artfremde“ Acts unter Vertrag. Bevor Warp 2005 den Zuschlag für die heiß umworbene Band Maximo Park erhält, hockt sich Beckett zwei Stunden mit ihnen in einen Londoner Park und erläutert die Labelphilosophie. Auch !!!, Gravenhurst, Jamie Lidell und Grizzly Bear sind heute bei Warp. Beckett sucht Musik, „die gut und eigen“ ist.

9. Sie haben etwas gegen Kopierschutz.

2004 eröffnet Warp mit Bleep. com einen Downloadshop im Netz. Das Besondere: Alle angebotenen MP3s sind frei von Kopierschutz. Zudem kommen die MP3s nicht in der üblichen 128-kBit/s-Qualität daher, sondern gehen bis zu 320 kBit. Neben Warp-Künstlern finden sich auch Tracks von anderen Indielabels. 2008 wird das Angebot mit dem Merchandise-Shop Warpmart verschmolzen. Seither gibt es hier auch Vinyl, CDs, T-Shirts und Tickets.

10. Sie kommen mit Präsenten.

Neben Konzerten mit Warp-Allstars in Paris und New York hält Warp für Fans ein „Warp20 Box Set“ im edlen Schuber parat. Es enthält sechs CDs, u. a. die Warp-Top-Ten, die Fans in einem Online-Voting bestimmt haben. Ebenso dabei: eine Doppel-CD mit Coverversionen inklusive einer 10-Inch-Vinyl-Box mit bislang unveröffentlichtem Material. Ein 192-seitiges Booklet zeigt die Cover-Artworks von 1989 bis 2009. Die Geburtstagsbox kostet ca. 120 Euro.

11. Sie haben noch viel vor.

Steve Beckett, 45, fühlt sich, als wären die ersten 20 Jahre Warp in nur fünf Minuten vergangen“.

Seine Lust an der Musik ist ungebrochen. Noch in diesem Jahr erscheinen das Debüt von Gonja Sufi, einem spirituellen Hiphopper aus Las Vegas, und ein neues Battles-Album. Die New Yorker spielen vertrackten Math Rock mit Jazz- und Electroeinflüssen.