11 Fakten über Bruce Springsteen


1 Bruce Springsteen unterschrieb seinen ersten Vertrag 1972 auf einem unbeleuchteten Parkplatz – und die Probleme, die ihm dieser Knebelkontrakt mit der Firma Laurel Canyon der Manager und Produzenten Mike Appel (der ihn 1971 mit den Worten weggeschickt hatte, er solle erst einmal mehr Songs schreiben) und Jim Cretecos einbrachte, hätten fast seine Karriere ruiniert. Der juristische Kleinkrieg, der 1975 nach Born To Run begann, zog sich über zweiJahre hin und verhinderte bis 1978 das Erscheinen neuer Springsteen-Platten.

2 Er war der einzige „neue Dylan“, der den „alten Dylan“ dazu brachte, wie ein „neuer Dylan“ zu klingen: Springsteen galt anfangs als Wiedergänger von „His Bobness“. Anders herum wird eher ein Schuh draus: Dylans LP Street Legal von 1978 lässt sich – das Cover, die epischen Songs, der Cinemascope-Sound, das Bigband-Setting – mit etwas Fantasie zwischen Born To Run und Darkness On The Edge Of Town verorten, und „Senor“ ist vermutlich der beste Springsteen-Song, den Springsteen nicht selbst geschrieben hat.

3 Dass er den Hype um seine Person künstlerisch überlebt hat, ist ein Wunder: Nach der Veröffentlichung von Born To Run am 6. September 1975 zierte Springsteen die Titelseiten der US-Magazine „Time“ und „Newsweek“, sein späterer Biograf Dave Marsh jubelte, Bruce habe „die Musik den Händen der Handwerker und Profitgeier entrissen, um sie den Menschen wiederzugeben, die sie lieben“, während sich Jon Landau (der daraufhin sein Manager wurde) 1974 gar zu dem halsbrecherischen Satz verstieg: „Ich habe die Zukunft des Rock’n’Roll gesehen, und ihr Name ist Bruce Springsteen.“

4 Er wollte nie der „Boss sein. Aber da kann er im Konzert noch so laut rufen, „and dont call me ‚Boss'“, in Interviews noch so sehr beteuern, er sei nicht „the leader of the pack“ immer wird irgendwer irgendwo irgendwann das Seitenfenster eines Chevy herunterkurbeln und ihm zurufen: „Bruce – wir brauchen dich, Mann.“ Eingefangen hat er sich den Spitznamen in den 60ern, als er mit The Castiles, einer seiner ersten Bands, in Clubs auftrat und immer die Gage abholte, um sie dann unter den Musikern aufzuteilen.

5 Bruce Springsteen gilt als wahrscheinlich größter Namedropper der populären Musik. Crazy Janey und Lieutenant Ray, Harlem und Atlantic City, Roy Orbison und Tom Joad, Bobby Jean, die Rangers, Nebraska oder Khe Sann – die innere Landkarte seines Werkes ist so präzise gezeichnet wie seine Protagonisten.

6 Er ist einer der wenigen Künstler, die Kollegen dadurch ehrten, dass sie eines ihrer Alben neu einspielten: Die LP heißt Nebraska und erschien 1982. An dem Tribute-Werk Badlands (2000) waren u. a. Johnny Cash, Chrissie Hynde, Ani DiFranco, Ben Harper, Los Lobos, Hank Williams III, Aimee Mann und Son Volt beteiligt.

7 „Born In The U.S.A.“ ist kein patriotischer Song – und warum irgendwelche Dumpfnasen die einem fiktiven Vietnamveteranen in den Mund gelegte Schmähtirade trotz Zeilen wie „Down in the shadow of the penitentiary / Out by the fires of the refinery / I’m ten years burning down the road / Nowhere to run ain’t got nowhere togo“ für eine Art Nationalhymne halten, wird auf ewig ein Rätsel bleiben.

8 Springsteens Ansagen sind gelegentlich fast so schön wie seine Songs. Nachhören lässt sich das zum Beispiel auf Live/1975-1985, wo er an einer Stelle über die Probleme erzählt, die er als Teenager mit seinem Vater hatte, wie der sich freute, als der junge Bruce zur Musterung musste („When the army gets you, they’re gonna make a man out of you“), und wie er, als der Sohn zurückkommt und sagt: „They didn’t take me“, leise antwortet: „That’s good.“ Es folgt der Song „The River“.

9 Master Bruce vergisst die Seinen nicht: So schrieb er Songs für, spielte und sang mit auf und produzierte Alben des E-Street-Band-Kollegen Miami Steve van Zandt, als der in den 80ern unter dem Namen Linie Steven & The Disciples Of Soul firmierte, für New-Jersey-Kumpel Southside Johnny und die Asbury Jukes sowie für Gary U.S. Bonds, eines seiner großen Idole, dessen Hit „Quarter To Three“ er bei Konzerten gern als Zugabe spielte.

10 Im Pantheon der „Hardest Working Men in Showbusiness“ wird Bruce Springsteen dereinst zur Rechten James Browns sitzen: Zu besten E-Street-Band-Zeiten dauerten Konzerte schon mal vier Stunden, gerieten zu Rock’n’Roll-Oratorien voller Energie, Ekstase und Emphase, die manchen Fan, darunter einen dem Autor namentlich bekannten, dazu brachten, am Tag danach die komplette Plattensammlung zum Trödler zu tragen – mit Ausnahme der Springsteen-Alben.

11 Seine neue LP Magic erhält in den Musikmagazinen dieser Welt durchweg hohe bis höchste Wertungen: zum Beispiel fünf Sterne im amerikanischen und vier im deutschen „Rolling Stone“ sowie vier bzw. fünf in den britischen Mags „Uncut“ und „Mojo“, wobei Keith Cameron in Letzterem trefflich konstatiert: „Bruce Springsteen continues asking the questions that matter.“

www.brucespringsteen.net