5 Fragen an Belle and Sebastian


Gitarrist Stevie Jackson über Fußball, Piercings, schwere Faßbarkeit, aggressive Musik und Ingmar Bergman.

1 Warum war es vor eurer letzten Platte Dear Catastrophe Waitress so schwierig, ein Interview mit dir und speziell mit Stuart Murdoch zu bekommen? Stimmt doch gar nicht! Es gab Interviews zu Tigermilk und If You’re Feeling Sinister, sogar im NME. Gut, wenn keiner von der Band Zeit hatte, hat sich unser Manager als einer von uns ausgegeben, aber davon abgesehen sind wir unserer Pflicht immer nachgekommen. Die Verwirrung kommt wohl daher, daß Stuart ein paar Jahre gar keine Interviews mehr gegeben hat. Ich denke, daß die Leute Stuart falsch einschätzen: Er ist ein sehr offener und witziger Mensch, geht oft ins Kino, fährt gerne Fahrrad und hängt mit seinen Freunden ab. Stuart spielt auch Fußball, sein Lieblingsclub ist Ayr United, er ist dort aufgewachsen. Was ich damit sagen will: Wir alle in der Band sind ganz normale Typen.

2 Trotzdem wußte man lange Zeit nicht mal, wie ihr ausseht: Es gab kaum Konzerte, und auf euren Alben und EPs waren Freunde der Band oder auch mal Stofftiere zu sehen.

Nun ja, drei oder vier Jahre lang haben wir aufgrund von persönlichen Problemen überhaupt keine Konzerte gegeben. In letzter Zeit sind wir aber für die Medien sichtbarer geworden. Es hieß ja immer, wir seien schwer faßbare und ausweichende Menschen. Also sagte ich in Interviews immer wieder, daß wir gar nicht so sind. Und als ich später die Artikel las, stand da drin: „Belle & Sebastian: Sie sind schwer faßbar!“ (lacht). Die Wahrheit war denen wohl zu langweilig.

3 Sitzt du manchmal zu Hause, hörst dir die Strokes oder Libertines an und denkst: Verdammt, ich würde mit Belle & Sebastian gerne auch mal richtig aggressive Musik machen?

Ich liebe Franz Ferdinand und die Strokes. Und nimm mal „You’re Just A Baby“ von Tigermilk: Das ist schon ein etwas aggressiverer, von Velvet Underground beeinflußter Song. Die Musik von Franz Ferdinand ist eher rifforientiert, unsere Stücke beginnen viel öfter mit einer bestimmten Melodie als mit einem signifikanten Gitarrenriff. Die Libertines sind großartige Rockstars und schreiben brillante Texte, aber die Melodieführung gefällt mir bei ihnen nicht besonders gut. Unsere nächste Platte wird etwas direkter, aber sicher kein Punkrock. Obwohl Stuart auch eine ziemlich gute Punkstimme hat und wir schon mal „Pretty Vacant“ von den Sex Pistols gecovert haben.

4 Bleibt neben der Band eigentlich noch Zeit für Hobbys ? Gartenarbeit, Rehe füttern und Kunstfilme vielleicht?

Oh, meine große Liebe ist tatsächlich das Autorenkino. Jean Renoir und Francois Truffaut haben mich sehr beeinflußt, und ich bin besessen von Ingmar Bergman. Ich habe 17 Bergman-Filme auf DVD. Außerdem jogge ich gern und gehe manchmal ins Fitneßstudio.

5 Über eure dritte LP The Boy With The Arab Straf wurde geschrieben, Belle & Sebastian seien eine Band, deren Namen man sich mit Kugelschreiber auf den Arm kritzeln wolle. Weil das mit dem Kugelschreiber etwas langweilig ist: Den Namen welcher Band würdest du dir in den Arm ritzen oder tätowieren wollen? Eigentlich würde ich es lieben, einmal so verliebt zu sein, daß ich mir den Namen meiner Freundin in den Arm ritzen würde. Aber eine Band? Ich denke, die Zeiten, in der ich so was gemacht hätte, sind vorbei. Ich trage keinen Schmuck, ich habe keine Piercings, ich bin genau so, wie ich damals zur Welt gekommen bin.

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