5 Fragen an Max Herre


Der ehemalige Freundeskreis-Vorsitzende spricht über ein Debüt als Comeback, Flohmarktfunde und den König vom Prenzlauer Berg, Gangsta-Attitüden und die Farbe Rock.

1 „Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?“ Überwiegend im Studio. Ich hatte nach dem letzten Freundeskreis-Studioalbum Esperanto von 199g mein Frontmann-Dasein ziemlich satt und sah mehr Perspektiven als Produzent. Ich wollte mit Joy (Denalane, mit der Herre inzwischen verheiratet ist, zwei Söhne hat und in Berlin lebt – Anm.d.Red.) etwas machen, das größer würde, als unsere Band es je war. Ende 2000 hatten wir dann die Live-Platte der FK Allstars, en directo, fertig, und ich begann, Joys Album zu produzieren. Die letzten anderthalb Jahre war ich schließlich mit meiner eigenen Platte beschäftigt, um all die Ideen, die sich inzwischen aufgestaut hatten, als Sänger und MC umzusetzen.

2 „Fühlst du dich mit Max Herre als Debütant?“ In gewisser Hinsicht schon. Unter meinem Namen habe ich ja vorher noch keine Platte veröffentlicht, und musikalisch ist vieles anders ausgerichtet als mit Freundeskreis. Auf der anderen Seite melde ich mich mit MAX herre zurück. Das Album steht in einer Reihe mit meinen früheren Platten, als Zwischenzeugnis für die Entwicklung, die ich über Freundeskreis und die Produktion von Joy genommen habe. Comeback trifft es wohl besser als Debüt.

3 „Wie bist du daraufgekommen, einen Song mit Toni Krahl, der einst den DDR-Rockern City Vorstand, aufzunehmen?“ Ich hatte ein paar alte Amiga-Platten auf dem Flohmarkt erstanden, unter anderem eine Compilation mit diesem Song von City: „In seinen Gedanken ist er der King vom Prenzlauer Berg“ – als ich die Hookline hörte, musste ich unbedingt was daraus machen. Ich habe es erst mit Scratchen versucht, aber es wollte mit dem Timing nicht richtig hinhauen. Also habe ich Toni angesprochen und ihn ins Studio eingeladen, wo er den Song für mich neu eingespielt hat.

4 „Überhaupt scheinst du den Rock für dich entdeckt zu haben.“ Stimmt. Rock ist eine Farbe, die es früher nicht oder nur unterschwellig in meinen Songs gab. Erst jetzt habe ich die Schönheiten dieser Musik entdeckt, mir immer wieder Platten von Led Zeppelin und Hendrix angehört – Sachen, die ich zwar schon kannte, die mich aber nie wirklich beeinflusst haben. Für mein Soloalbum war ich auf der Suche nach einer neuen musikalischen Sprache, und die habe ich vor allem im Singer/Songwriter-Bereich gefunden.

5 „Welche neuen Impulse braucht der deutsche Hip-Hop – und kannst du sie ihm geben?“ Ich glaube schon, dass ich da wieder etwas öffnen kann und auch eine Rolle spiele, wenn es darum geht, inwieweit die Leute Hip-Hop wahrnehmen. Die nötigen Impulse sind eigentlich alle da, nur ist das Fach über die Jahre zu einer ziemlichen Monokultur verkommen: Was sich auf Dauer hält, sind jiggy- und Gangsta-Attitüden, während Sachen, die eher einen spirituellen oder künstlerischen Ansatz verfolgen, oft nur sehr kurzlebig sind. Deutschem HipHop würde eine gute Portion Musikalität bekommen.