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50 SOLOALBEN: Vom Klassiker zum Geheimtipp


Von Brittany Howard bis Beyoncé: Wir werfen einen Blick auf 50 bemerkenswerte Soloalben.

Christiane Rösinger
SONGS OF L. AND HATE
2010

Mehr als zwei Jahrzehnte und nahezu ein Dutzend Alben mit den Lassie Singers und Britta brauchte es, bis Christiane Rösinger ihren ersten Soloauftritt wagte – und auf SONGS OF L. AND HATE alles zueinander fand: Die lakonischen Reime, der schnoddrige Vortrag und endlich eine nicht mehr nur schrammelige Umsetzung, weil Ja, Panik-Andreas Spechtl der unterschätztesten Singer/Songwriterin des Landes endlich Arrangements schrieb, die ihre Texte schon lange verdient hatten. Tatsächlich sind Songs wie „Berlin“, „Ich muss immer an dich denken“ oder „Es geht sich nicht aus“ so großartig, solch feinfühlige, wortgewandte und hellsichtige Analysen des irgendwie-linken Lebens und Liebens in deutschen Großstädten, dass das Cover, das Rösinger auf eine Stufe mit Dylan hebt, nicht mal anmaßend wirkt. (Thomas Winkler)

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Jamie XX
IN COLOUR
2015

Dass der Beatbastler Jamie Smith aka Jamie xx ein feines Händchen für Atmosphären hat, war nach den ersten beiden The-xx-Alben kein Geheimnis mehr. Während Smith sich auf Letzterem dem Minimalismus seiner Band unterordnet, der sich auch im Artwork spiegelt, darf man den Titel seiner Soloplatte IN COLOUR durchaus als programmatisch ansehen: Vor Samples nur so berstend und mit gesanglicher Unterstützung seiner beiden Bandkollegen, versammelt er darauf ein knallbuntes Spektrum elektronischer Spielarten, das mit träumerischen Breakbeat-Tracks wie „SeeSaw“, der feierlichen Club-Hymne „Loud Places“ oder der Suspense des klanggewordenen MDMA-Rauschs „Hold Tight“ unterstreicht, dass sich synthetische Klänge und Soulfulness ebenso wenig ausschließen wie die Gleichzeitigkeit von Sonne und Regen. (Martin Pfnür)

Beyoncé
LEMONADE
2016

„My daddy Alabama, Momma Louisiana, you mix that negro with that Creole make a Texas bama“ – auf der Leadsingle ihres sechsten Soloalbums „Formation“ feierte Beyoncé ihren Aufstieg als im US-Süden geborene Schwarze Frau an die Weltspitze. Der Song wurde zur Hymne der Black-Lives-Matter-Bewegung und des „Women’s March on Washington“ 2017. Und das war erst der Anfang ihrer meistgerühmten Platte, die den Seitensprung ihres Ehemanns Jay-Z verhandelt und in einen größeren gesellschaftlichen Kontext setzt. Dazu wurden nie zuvor Rock – hier in Form der Yeah Yeah Yeahs und von Animal Collective, sowie der Classic-Rocker Led Zeppelin und King Crimson – und HipHop-Samples von OutKast und Snoop Dogg stilsicherer zusammengebracht. Auf LEMONADE hält Beyoncé die ganze Welt in Händen. (Stephan Rehm Rozanes)

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Adrianne Lenker
ABYSSKISS
2018

Was ist das Besondere am Tourleben, abgesehen von den Shows? Jeder Tag ist gleich, alles hat ein System. Doch Lenker hat es mit diesem Album geschafft, dem Unterwegssein einen neuen Aspekt hinzuzufügen. Während sie mit Big Thief auf Tour war, schrieb sie ihre Stücke, die reich an Introspektion, aber reduziert im Sound-Gewand sind. Die Gitarre erledigt ihren Job federleicht, Lenkers atemlos-fragiler Gesang in Kombination gibt einem aber den Rest. Die US-Singer/Songwriterin erzählt hier von den Momenten, in denen die Bar schließt, vom Autostarten, nur um dann vom irrsinnig schön verpackten Banalen zum Blick auf den eigenen Tod zu wechseln. Mit eigentlich bekannten Mitteln packt sie einen Song für Song – so sehr, dass man dem Leben on the road schon fast wieder etwas abgewinnen möchte. (Hella Wittenberg)