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50 SOLOALBEN: Vom Klassiker zum Geheimtipp


Von Brittany Howard bis Beyoncé: Wir werfen einen Blick auf 50 bemerkenswerte Soloalben.

Dennis Wilson
PACIFIC OCEAN BLUE
1977

Mit nur 39 Jahren starb Dennis Wilson 1983 bei einem volltrunkenen Tauchgang vor der Küste von Marina Del Rey. Der Unfall war das Finale einer jahrelangen Drogenkarriere. PACIFIC OCEAN BLUE ist der Nachlass des Beach-Boys-Drummers und das beste 70er-Jahre-Album aus dem Kosmos der Kalifornier. Wilson überträgt die Vielstimmigkeit der Band in einen oft vom Klavier getragenen, sinfonischen Kontext, der Blues, Psychedelic und Rock’n’Roll vermischt. Die DNA dieser Musik ist stets erkennbar, doch sind die Songs sehr eigen: „Moonshine“ oder „Thoughts Of You“ wirken wie müde Tänze hinter der Milchglasscheibe. „Loneliness is a special place to forget is something that I’ve never done“, singt Wilson mit gezeichneter Stimme in letzterem. Was für eine Zeile, was für eine Platte. (Jochen Overbeck)

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Iggy Pop
LUST FOR LIFE
1977

Nur fünf Monate nach seinem Solodebüt legte der Ex-Stooge nach – wieder mit Buddy for Life David Bowie als Produzent. Schon mit dem freundlichen Bewerbungsfoto-Cover wollte Pop eine Zäsur zum düstereren Vorgänger setzen. Der vom Supremes-Oldie „You Can’t Hurry Love“ beeinflusste Opener „Lust For Life“ gibt den Ton vor. Zu Pops größtem Hit sollte er aber erst 19 Jahre später dank seines Einsatzes im „Trainspotting“-Intro werden. Bis 1996 galt der vierte Song hier als Pop-Klassiker schlechthin: das lose auf einem Gedicht Jim Morrisons basierende „The Passenger“. Das folgende „Tonight“ verwandelte wiederum Bowie im schmalzigen Duett mit Tina Turner 1984 zum Hit – wohlweislich ohne die Drogenreferenzen. Im selben Jahr recycelte er auch das sich hier im Original befindende „Neighborhood Threat“.

Sylvain Sylvain
SYLVAIN SYLVAIN
1979

Ein großes Missverständnis in der Rezeption dieses Albums ist, dass Sylvain Sylvain altmodisch agiert. Dass er lediglich den Rock’n’Roll der 50er-Jahre spielt. Das tut er nicht, eher nimmt er den Sound der Zeit und überträgt ihn als eines mehrerer ästhetischer Wirkprinzipe in die Gegenwart. So entstehen Stücke wie „I’m So Sorry“, mit Streichern und Bläsern in Cinemascope arrangiert, oder der Powerpop-Song „Every Boy And Every Girl“. Weit weg von seiner Stammband New York Dolls ist das nicht, aber im Vergleich mit den im ähnlichen Zeitkorridor erschienenen Alben seiner ehe- maligen Dolls-Kollegen Johnny Thunders und David Johansen doch am besten gealtert. Und: Mit „What’s That Got To Do With Rock’n’Roll?“ findet sich auf dem Album eine der drei besten Singles des Jahres. (Jochen Overbeck)

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Tony Allen
NO ACCOMODATION FOR LAGOS
1979

1978 war das Jahr, in dem sich die Wege von Tony Allen und Fela Kuti endgültig trennten. Der Groovemeister des Afrobeat nimmt NO ACCOMODATION FOR LAGOS zwar noch mit Kutis Ensemble Africa 70 auf, Allen entfernt sich aber hörbar vom Erlöser-Pathos seines Band-Chefs. Die Protestsongs auf diesem Album stehen für so etwas wie eine sozialpolitische Erdung, unter Allens Beat-Wirbeln hören wir Botschaften für Toleranz und Frie- den. Und Momente der nackten Angst. Der 17-minütige Titel Track thematisiert eine menschenunwürdige Vertreibung, die Regierung hatte Bewohner eines Viertels von Lagos in die Obdachlosigkeit entlassen, um nach Erdöl zu bohren. Der Funk-Jazz Nigerias gewinnt in diesem Solo eine neue Dringlichkeit, der Groove Allens sollte bald den progressiven Pop dieser Welt erobern. (Frank Sawatzki)#