Ihr müsst noch üben


Jay-Z – der heimliche Sieger beim diesjährigen SXSW.

Vor 25 Jahren startete SXSW im texanischen Austin als beschaulicher Branchentreff mit Schwerpunkt auf Alternative Rock. Heute verwandeln jährlich Hunderttausende die Universitätsstadt in einen monströsen Marktplatz zwischen Musikmesse und Mardi Gras – versteht sich von selbst, dass ein solches Spektakel auch die HipHop-Szene anzieht. So gab es in diesem Jahr fast täglich ein Großereignis zu erleben, finanziert von verbissen um Aufmerksamkeit buhlenden Ketten und Konzernen. Jay-Z spielte ein YouTube-Konzert für American Express, Lil Wayne hielt vor einem Mountain-Dew-Banner Hof, 50 Cent feierte das zehnjährige Jubiläum seines Klassikers Get Rich Or Die Tryin“ (sowie die Kopfhörerlinie seines Mentors Dr. Dre), und Nas stürmte bei der Red-Bull-Party auf die Bühne.

Zudem bot sich die seltene Gelegenheit, alle Internethelden der letzten zwölf Monate in einem Aufwasch zu erleben. ASAP Rocky zum Beispiel war, ähnlich wie im Vorjahr Odd Future, der Act des Festivals. Im gefühlten Zwanzigminutentakt schleppte sich der geckenhafte Schlaks aus Harlem von Auftritt zu Auftritt. Der Hype jedoch verpuffte schnell, seine zähflüssigen Spuli-Raps wirkten im allgemeinen Trubel deplatziert. Zum Abschluss der Woche prügelte er sich auf der VICE-Party erschöpft und entnervt mit ein paar Pöblern aus dem Publikum. Der ebenfalls hoch gehandelte 2 Chainz? brachte nach alter Unsitte die halbe Nachbarschaft, dafür aber nicht seine eigenen Instrumente mit – er brüllte einfach über die Songs von der Festplatte. Big K.R.I.T., Meek Mill, Danny Brown? Begabte, teilweise hochbegabte Rapper mit mediokren Shows. Black Hippy um Wunderrapper Kendrick Lamar bestachen zumindest mit durchweg guter Lunge und noch besserer Laune – für höchste Aufgaben aber drängte sich auch das Quartett aus Kalifornien nicht auf.

Der heimliche Sieger war deshalb ein alter Bekannter. Jay-Z brauchte keine Entourage, keine Gäste, keine Gimmicks, auf der Bühne stand nur ein scheinbar altersloser Rapper mit beängstigend präzisem Timing, glasklarem Sound und Hit um Hit. Die Stücke seines neues Albums Watch The Throne brauchte er dabei gar nicht zu spielen, das Publikum fraß ihm auch so von der ersten Fanfare bis zum finalen „Encore“ aus der Hand. Für die Konkurrenz blieb nur die Gewissheit, dass auch der heutige Halbgott 15 Jahre an seinem Status als einzige Stadionband des Rap arbeiten musste. Ansonsten galt das alte Diktum des weniger gut gealterten Großmeisters Kool Savas: Ihr müsst noch üben. Ganz viel.