Bernd Begemann

Ich werde sie finden

Eine etwas ruppig geratene Pseudo-Symphonie des elektrischen Liedermachers: 19 Lieder über die Liebe, in unterarrangierten Songwriter-Deutschpop gemeißelt.

„Wir sind 15, und wir werden nicht zusammenbleiben.“ So lautet die erste Zeile auf Bernd Begemanns neuem Album, einem „Pop-Singspiel in vier Aufzügen „Ein Quasi-Konzeptalbum über die Liebe hat Begemann mit ich WERDE sie finden gemacht, eine Platte, die das meistbesungene Thema der Popmusik vor dem Hintergrund einer persönlichen Entwicklungsgeschichte bespiegelt. Es geht um das Menschwerden entlang der Liebe, das Suchen und Finden der Zweisamkeit und um die verlockenden und hässlichen Fallen, in die man unterwegs tappt. Doch so naheliegend das Thema auch sein mag – es braucht schon einen verdammt guten Autor, um hier nicht unter der Rheumadecke der Ödnis einzunicken. Zuletzt gelang es unter anderem Tim Kasher mit der letzten Good-Life-Platte und natürlich Stephin Merritt mit seinen auf drei CDs verteilten 69 lovesongs, monothematische Virtuosität zu demonstrieren und gleichzeitig zu berühren. Bernd Begemann versucht es immerhin – und darüber sollte man nicht leichtfertig lästern! Er war ja schon immer Deutschlands ambitioniertester Songschreiber. Das macht ihn a) zum deutschen Elvis Costello (auch wenn er sicher lieber der deutsche Paul Weiler wäre) und erklärt b), warum es manchmal schwer fällt, ihn uneingeschränkt zu mögen (siehe auch Elvis Costello). Begemann will geliebt werden – und macht doch nur, was er will.

Nur so einem kann eine Platte wie ICH WER-DE SIE finden einfallen, auf der nach einer düsteren elektronischen Deutschland-Skizze wie „Flackernder Straßenrand “ eine verunglückte Kleinkunst-Kasperei wie „Auf den schwarzen Schwingen der Nacht“ folgt. Hier liegt das Problem des Albums: Weil das Konzept wichtiger als die einzelnen Stücke erscheint, leidet die Platte unter dem äußerst uneinheitlichen Niveau der Songs. Vieles ist nur angerissen, skizzenhaft und – wie manche Beziehung – zu Ende, bevor überhaupt etwas entstehen kann. Andere Stücke wiederum gefallen sich zu sehr in ihrer vermeintlichen Pfiffigkeit: „(Wir sind alle in der) IKEA-FALLE“ beispielsweise fällt deutlich hinter die Alltagsminiaturen eines Funny van Dannen zurück und ist bestenfalls sensibler Comedy-Pop. Durchhörbar ist ich werde sie finden also schon mal gar nicht. Aber alle paar Minuten funkeln Perlen wie das gepresste Funk-Stück „Rechtzeitig (Wirklich lange Allee)“ oder das wirklich ans Herz gehende „Irgendwie klappt es mit uns zwischen den vielen halbgaren Stücken auf. Mehr hiervon wäre mehr gewesen. Doch das Konzept siegt über den Content. Wenn da mal kein Musical draus wird! VÖ: 27.10.