Various Artists – John Peers Dandelion Records :: Leider kein kommerzielles Potential

Als großes Experiment mit offenem Ende angelegt war ein Indie-Label namens Dandelion Records, als es den Begriff „Indie“ offiziell noch gar nicht gab. 1969 gründete die 2004 verstorbene britische Radio-Legende John Peel im Gespann mit Clive Seiwood, damals als Europa-Manager des US-Labels Elektra tätig, eine kreative Oase für Nischen-Acts wie Medicine Head, Bridget St. John, Beau, Clifford T. Ward, David Bedford, Lol Coxhill, Stack Waddy, Supersister, Tractor sowie den unnachahmlichen Kevin Coyne und seine Band Siren. In knapp drei Jahren verschliss die Firma nacheinander die Distributoren CBS, Warner und Polydor. Die dabei entstandenen 27 Alben (plus eine Compilation) waren lange Zeit vergriffen und wurden zu Höchstpreisen gehandelt, bis das Reissue-Label See For Miles in den neunziger Jahren die meisten erstmals als CDs auflegte. Die weckten das Interesse jüngerer Generationen am Geschäftsabenteuer, wie die Dokumentation „John Peel’s Dandelion Records“ sachlich herausfiltert. In üppigen sechs Stunden wird die durch musikalische Höhen und materielle Tiefen geprägte Geschichte der 1972 in die Insolvenz gegangenen Firma gelüftet. John Peel auf die Frage, warum er eine eigene Plattenfirma gründete: „Ich wollte unbedingt der Aumabmesängerin Bridget St. John zu einem Vertrag verhelfen. „Schnell fanden sich weitere befreundete Künstler, von denen aber nur Medicine Head und der Singer/Songwnter Chfford T. Ward Charterfolge verzeichnen konnten — allerdings erst dann, als sie dem ärmlichen Label, das sich mitunter nicht einmal eine Anzeige in einem der Branchenmagazine leisten konnte, längst den Rücken gekehrt hatten. In einer aus Archivmaterial und aktuellen Aufnahmen kompilierten Mischung diverser Interviews und Konzertmitschnitte wird aber auch eine Ära beleuchtet, die einem in ihrem unangepasstem Hedonismus, unbändigem Experimentierwillen und unvorhersehbarer Aktionsfreudigkeit vier Dekaden später manchmal so fremd ist wie extraterres-Mike Köhler trisches Leben.

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