Neu auf DVD: The Wolf Of Wall Street :: Regie: Martin Scorsese

Rasant und mitreißend: Martin Scorseses Blick auf die schamlose Gier der Wall-Street-Banker.

Das Dilemma, dem sich Martin Scorsese bei seiner fünften Zusammenarbeit mit Leonardo DiCaprio gestellt haben muss, als er sich dem wahren Aufstieg und Fall des Investmentbetrügers Jordan Belfort als Fallbeispiel für die korrumpierende Macht von Geld und Gier widmete, scheint offensichtlich: Wie viel satirischen Witz verträgt der Zuschauer ohne das Gefühl zu haben, zu einer moralischen gezwungen zu werden Lehrstunde? Im Gegenzug: Wie scharf muss eine Satire sein, um auch als solche wahrgenommen zu werden? Eingangs bringt DiCaprio mit manischer Energie die sogartige Dynamik aus Drogen, Sex und Größenwahn, der Belfort und sein Umfeld verfallen, perfekt auf den Punkt. Doch als seine Figur dank kompletter Moralfreiheit vom unbedeutenden Rädchen im Finanzsystem zum Inbegriff des amerikanischen „rags-to-riches“ Mythos wird, geht die angriffslustige Bissigkeit ein wenig verloren.

Scorsese wies in Interviews den Vorwurf zurück, der Film verherrliche die skrupellose Gewinnermentalität der porträtierten Alpha-Männchen. Doch der Kritiker und Business-Insider Steven Perlberg beobachtete bei einer Preview-Vorführung des Films vor einem Publikum aus Wall-Street-Arbeiterdrohnen anerkennendes Gejohle für Belfort bei einigen der vermeintlich treffsichersten Szenen – ähnlich lautstarken Jubel konnte man auch bei (vor allem jüngeren Zuschauern) in deutschen Kinosälen hören. So punktet TWOWS zwar als dreistündiger schillernder und fraglos höchst unterhaltsamer Parforceritt auf die Schattenseite des amerikanischen Traums. Die Frage, ob der porträtierte Exzess jedoch als solcher wahrgenommen wird, muss man sich dennoch stellen.

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