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Hotlist 2023: Die spannendsten Newcomer*innen des Jahres


Von Domiziana und Nina Chuba über Armani White bis Tara Lily: Die folgenden 16 Newcomer*innen werden (oder sollten) das Popjahr 2023 geprägt haben.

Fousheé: Black Riot Grrrl Magic

Pressefoto

Melodie und Chaos: Fousheé zeigt, wie R’n’B und Pop-Punk zusammengehen. Die amerikanische Songwriterin ist eines der großen Alternative-Pop-Talente für 2023.

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Im Marktgeschrei der Social-Media-Welt kann gut getimte Anonymität die Sichtbarkeit erhöhen, auch wenn Brittany Fousheés anfängliches Versteckspiel ein nicht ganz freiwilliges war: ein Sample ihrer Stimme, das Rapper Sleepy Hollow von einer lizenzfreien Database gezogen hatte, geisterte zunächst ohne Verweis auf die Künstlerin durch den Track „Deep End (Freestyle)“. Erst als dieser zum viralen TikTok-Hit explodierte, enthüllte Fousheé ihre Identität. Ihre Solo-Version von „Deep End“ kletterte bis in Top 10 der Billboard Alternative Airplay Charts. Der Major-Vertrag folgte prompt, der Erfolg aber stagnierte. Denn trotz kämpferischer Lyrics für die Selbstermächtigung Schwarzer Menschen und insbesondere Frauen, eigensinnigen Songwritings, einzigartiger Kopplung von R’n’B, Bedroom-Lo-Fi und einer hörbaren Liebe für Alternative und Punk Rock, kam Fousheé aus dem Feature-Schatten von Lil Wayne, Vince Staples oder Steve Lacy lange nicht heraus.

Daran änderte auch ihr Debüt TIME MACHINE (2021) erst mal nichts. Fousheé reiste darauf zwar nicht ganz wie in Interviews versprochen bis nach Woodstock zurück, sondern machte pophistorisch eher so in der Mitte Halt. Ihr Cover von „Enjoy The Silence“ zerquetschte einem aber trotzdem das Herz.

Ihre jüngste Platte SOFTCORE aus dem November ist dafür ein umso aufregenderer Vorstoß in neue multidimensionale Fahrwasser. Fousheé pflückt die Referenzen mit diebischerem Spaße auseinander: Bikini-Kill- oder New-York-Dolls-Anleihen werden in Anderthalbminütern durch Speedcore-Doublebass-Raspler geprügelt, und experimentelle R’n’B-Tracks mutieren zu lupenreinen EBM-Stampfern. Zusammengehalten wird diese Genre-Orgie von Fousheés unaufdringlich-eindringlichen Vocals, im Echo einer Minnie Riperton oder Arlo Parks. Höchste Zeit, dass Fousheé dafür mit einem Platz in einer der vorderen Alt-Pop-Reihen entlohnt wird.

(Sonja Ella Matuszczyk)

Woher: New Jersey
Klingt wie: SZA, The Runaways, Minnie Riperton, Atari Teenage Riot
Anspieltipps: „Simmer Down“, „Spend The money“
Neue Musik: mit SOFTCORE haben wir erstmal genug zu verdauen

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Diese Liste erschien ursprünglich in der MUSIKEXPRESS-Ausgabe 02/2023.