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Hotlist 2023: Die spannendsten Newcomer*innen des Jahres


Von Domiziana und Nina Chuba über Armani White bis Tara Lily: Die folgenden 16 Newcomer*innen werden (oder sollten) das Popjahr 2023 geprägt haben.

Doechii: Bitch, she’s so persuasive!

Eigensinnig und dabei goddamn funky: Als erste Rapperin wurde Doechii auf dem Kendrick-Lamar-Label Top Dawg gesignt und überrascht mit unglaublicher Vielfalt. Sie hat das Zeug, zur Missy Elliott der 2020er-Jahre zu werden.

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So wie Doechii diesen Refrain singt, weiß man sofort, dass sie weiß, wie sehr sie von sich selbst singt: „She’s so persuasive
/ That marijuana / She’s so flirtatious“. Sie flirtet mit uns. Sie weiß, wie sie uns um den Finger wickelt. Sie ist so persuasive, so überzeugend wie keine anderen Rap-Künstlerin der vergangenen Monate. Die unverschämt futuristische und melodische Hitsingle „Persuasive“ über lange Partynächte zwischen Komplett-zugeballert-Sein und verführerischen Vibes (plus das dazugehörige Video und ein Remix mit SZA als Gastsängerin) haben der US-Musikerin eine treue Fan-Gemeinde beschert. Und jetzt, wo sie endlich unsere Aufmerksamkeit hat, geht es erst richtig los!

Doechii – geboren als Jaylah Hickmon in Florida – begann ihre Karriere 2015 noch in der Highschool mit dem Hochladen von Songs auf Soundcloud. Größeres Aufsehen erregte sie erstmals mit der 2020 veröffentlichten EP „Oh The Places You’ll Go“. Vor allem mit dem von einem Kindergartenreim inspirierten „Yucky Blucky Fruitcake“ (needless to say: auf TikTok ging das Ding durch die Decke) zeigte sie ihren Wortwitz, einen fließender Rapstyle und vor allem eine Vielseitigkeit, die im US-HipHop gar nicht mal selbstverständlich ist: Denn obwohl sie sowohl das Selbstbewusstsein als auch die nötigen Skills hat, ist der Doechii-Rap eigentlich kein Rap, sondern eine fluide Musik zwischen Dance-Pop, Soul, HipHop und ein bisschen Punk. Ein hypnotischer Mix aus Gesang und Rap. Auch schon mal mit Gitarren statt 808s-Beats. Weird und dabei goddamn funky.

Doechiis kreative Songkunst ließen auch Top Dawg aufhorchen. Seit vergangenem Frühling ist sie nun die erste weibliche Rapperin im Roster des Indie-Labels, das Kendrick Lamar und Schoolboy Q zu Stars gemacht hat. Im Sommer erschien hier in Zusammenarbeit mit Capitol Records ihre erste Major-EP: „She / Her / Black Bitch“. Dem US-Magazin „Complex“ sprach sie dazu dieses schöne Zitat ins Diktiergerät: „Ich hatte immer das Gefühl, dass HipHop und Female Rap voneinander getrennt betrachtet werden. Das hat mich immer wütend gemacht, aber jetzt nicht mehr. Wir sind in unserer eigenen Welt. Fuck it!“

Doechii macht ihr Ding. Und sie hat das Zeug, damit zur Missy Elliott der 2020er zu werden. Sie kann Hits, aber traut sich auch Experimente. Sie schreibt und produziert ihre Songs selbst und ist gleichzeitig ihre eigenen Creative Direktorin und Choreografin. Dass man auf „She / Her / Black Bitch“ dann doch auch klassischen Angeber-Rap hört, hat wohl vor allem einen Grund: Doechii musste das einfach einmal rauslassen, es aus dem System spülen, ihren Platz im Top-Dawg-Männer-Club markieren. Jetzt kann sie klingen wie sie will. Zum Beispiel nach einer wundersamen Mischung aus Gospel und Highspeed-Rap, aus Solange und Nick Minaj wie in der Single „Stressed“.

(Annett Scheffel)

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Woher: Tampa, Florida
Klingt wie: Trina, Nicki Minaj, Tyler the Creator, Solange
Anspieltipps: „Persuasive“
Neue Musik: das weiß nur sie, aber bestimmt