Sudan Archives
THE BPM
Stones Throw (VÖ: 17.10.)
Die US-amerikanische Post-R’n’B-Musikerin wird zur beat-getriebenen Mensch-Maschine.
Der Titel deutet an, um was es auf diesem Album geht, der Opener „Dead“ unterstreicht es mit kühlen Beats: THE BPM feiert den Takt als Kraftund Machtquelle. Sudan Archives, bürgerlich Brittney Parks, begann als autodidaktische Violinistin und Songwriterin, die ihr Instrument mit elektronischen Strukturen konfrontierte.
Während ATHENA (2019) mythische, gleichzeitig afrozentrisch und artifiziell anmutende Selbstinszenierungen entfaltete und NATURAL BROWN PROM QUEEN (2022) Coming-of-Age-Narrationen verhandelte, richtet THE BPM den Blick auf eine glanzvolle Zukunft. Mit der Figur Gadget Girl, visuell ausformuliert im Video zu „My Type“, inszeniert Parks eine Künstlerin, die Autonomie als technologisch verschlüsselte Selbstermächtigung entwirft. Und so, wie sie in diesem Video an allerhand eigenartigen Gerätschaften sitzt, bewegt sie sich auf Albumlänge durch eine Musik, die man gut mit diesen in Verbindung bringen kann.
Denn auch, wenn wir die Geige natürlich immer noch hören, die Dekonstruktionen aus House, aus Techno, aus Future-R’n’B sind es, die diesem Album seinen Sound geben. Manchmal, etwa in „A Bug’s Live“, führen sie die Hörer:innen in die Nacht, in die Clubs von Detroit und Chicago. Und manchmal, so im hübsch zerschossenen „A Computer Love“ meint man die Herzen der Maschinen zu hören: ihr Rasen, ihr Zögern, ihr Fühlen – eben ihren BPM.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.



