Alice Phoebe Lou
OBLIVION
Nettwerk (VÖ: 24.10.)
Die Singer/Songwriterin holt altbekannte Folk-Kernkompetenzen zurück in die Gegenwart.
Streng genommen ist OBLIVION nicht nur Album, sondern auch Compilation. Die Songs, die wir darauf hören, entstanden über die Jahre und unabhängig voneinander. Was sie gemein haben: Es sind solche, die Alice Phoebe Lou nie mit ihrer Band ausformulierte. Was sie weiterhin gemein haben: Auf diesem von ihr selbst produzierten Album kommen sie maximal reduziert, als Begleitung genügen fast karge Gitarren- oder Klaviertöne, die nur selten um weitere Instrumente ergänzt werden. Es ist ein Rückgriff auf ihre Anfangsjahre als Musikerin auf den Straßen Berlins, der aber ein Update erfahren hat.
Kontemplativ klingt das Album, erlaubt sich auch Songs, die eher vom steten Klangfluss leben als von einer prägnanten Melodie, nachzuhören in „Sparkle“. Hier finden sich die schönsten Worte dieses Werks. „The worst advice that I’ve gotten from the world was to never change“, lauten sie, und sie deuten auf etwas anderes hin: OBLIVION ist für die Südafrikanerin auch eine Art Nachbetrachtung und zumindest die Andeutung einer neuen Epoche: Berlin hat sie mittlerweile den Rücken gekehrt, lebt an einem deutlich wärmeren Ort.
Der an- und abschwellende Fluss dieser Songs deutet an: Dort ist sie ganz bei sich. Oder um es mit ihren eigenen Worten zu fassen: „Don’t look back in anger / For those days they are gone / And there are many yet to come.“
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 11/2025.



