Stella Donnelly
LOVE AND FORTUNE
Brace Yourself (VÖ: 7.11.)
Kontemplationen zwischen Indie-Pop und Kirchenliedhaftigkeit.
Stella Donnelly hatte sich zeitweilig aus der Musikwelt zurückgezogen. Aber die Songs ihres dritten Albums hätten sie belagert wie Möwen, so die Australierin. Keine aggressiven Möwen, scheint es. LOVE AND FORTUNE, inspiriert von Enden, Trennungen, Abschieden, ist Donnellys bisher andächtigste Platte. „Standing Ovation“ empfängt mit sparsamen Synthesizer-Akkorden und in Hall getauchtem Gesang.
Die Kirchenatmosphäre wird später von mitreißendem Jangle-Pop beiseitegefegt, doch der erste Eindruck trügt nicht. Das Quasi-AcapellaStück „Baths“, das seine Initialzündung bei einem Schwimmbadbesuch nahm, klingt ebenfalls nach Solo-Gospel. Daneben dominieren Klavier- und Synthie-Balladen, denen Donnellys klare, präsente Stimme einen pastoralen Anstrich verleiht. Das kann sehr schön sein und in seiner Verletzlichkeit berühren.
Etwas mehr Bissigkeit wäre aber ebenso schön gewesen. Zumal auch das twee-poppige „Be Nice“ seinen Titel konsequent vertont und „Feel It Change“ zwar die Lautstärke aufdreht, aber die besungenen Lebensveränderungen schlendernd durchläuft. „You can’t please everyone“, muntert Donnelly im – seh hübschen – „Please Everyone“ ihr Gegenüber auf. Ihr ChormädchenDuktus will nicht recht dazu passen. Aber man fühlt sich getröstet.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.



