Boateng-Doku: Warum sich jetzt drei Mitwirkende distanzieren
Die dreiteilige BR-Serie über Jérôme Boateng steht massiv unter Beschuss. Nun äußern sich auch Mitwirkende kritisch.
Die Doku über Jérôme Boateng steht seit ihrer Erscheinung in der Kritik der Öffentlichkeit. Zuletzt hatten sich Mitwirkende der Doku über ihren gekürzten und damit verzerrten Aussagen beschwert.
„Being Jérôme Boateng“: Die Story und die Kontroverse
Die dreiteilige Doku-Serie „Being Jérôme Boateng“ vom BR erschien Ende November 2025 in der ARD-Mediathek und steht seither massiv unter Beschuss. Erzählt wird darin laut eigener Beschreibung „die Geschichte eines Fußballweltmeisters zwischen Triumph und Absturz. Vom Bolzplatz zum Weltmeistertitel 2014, vom gefeierten Integrationssymbol zum verurteilten Täter wegen vorsätzlicher Körperverletzung gegen seine Ex-Partnerin.“
Direkt nach der Veröffentlichung traf BR und ARD ein Schwall heftiger Kritik. In der Kommentarspalte der Doku-Ankündigung auf Instagram herrschte besonders Unverständnis darüber, warum man einem verurteilten Straftäter eine so große Bühne biete. Den Sendern wird einseitige Berichterstattung unterstellt. Auf viele Zuschauende wirkt die Doku wie ein Versuch Boatengs, sein Image aufzubessern.
Hier noch weitere Meinungen durchlesen:
Neue Entwicklungen – Mitwirkende distanzierten sich
In der Doku kommen auch Kritiker:innen des 37-Jährigen zu Wort. Drei unterschiedliche Gegenstimmen distanzierten sich nun von der Serie und kritisieren die Produktion.
Die Investigativ-Reporterin Gabriela Keller erklärte im Interview mit dem „Spiegel“: „Es ist für mich sehr irritierend, in so einer Krisen-PR der ARD aufzutauchen. Dafür habe ich nicht mein Einverständnis gegeben.“ Sie ist nach der Ausstrahlung verwundert, warum ihre deutlichen Aussagen nicht Teil des Inhalts wurden: „Drei, vier sehr allgemeine Sätze“ seien Teil der Folgen geworden. Auch die Rolle, die sie in der Produktion einnehmen soll, erschloss sich ihr nicht: „Welche Rolle spiele ich da? Als Feigenblatt?“
Auch die TikTokerin Gizem Çelik kommt in der Produktion vor. Ihr ging es ähnlich wie der Journalistin. Sie erklärte gegenüber der Nachrichtenseite: „Als ich das Interview gegeben habe, war der Stand zu 100 Prozent: Jérôme Boateng ist nicht Teil dieser Doku.“ Dieser ist allerdings nicht nur Teil der Doku, sondern hält auch die meiste Screentime inne. Zur knappen Wiedergabe ihrer kritischen Äußerungen sagte sie: „Ich hatte das Gefühl, das kommt meiner Haltung überhaupt nicht nahe. Wo sind diese klaren Worte?“
Anwalt Dr. Alexander Stevens, der den Fall in der Doku juristisch einordnete, machte die gleichen Erfahrungen. Das gehe laut ihm „auf Kosten einer fairen juristischen Einordnung“, wie er auf Instagram verlauten ließ.
Hier Statement des Anwalts nachlesen:
Rechtfertigung von ARD und BR
In einem Statement hielten ARD und BR dem Nachrichtenportal entgegen: „Die Doku wirft einen differenzierten, kritischen und multiperspektivischen Blick auf Jérôme Boatengs ganzes Leben. Wir erzählen eine komplexe Lebensgeschichte in ihrer Gesamtheit. Über den Einzelfall hinaus geht es in der Doku-Serie am Beispiel Boateng um Fragen zum Umgang mit Sporthelden im System Fußball, die Dynamiken von Social Media und gesellschaftliche Erwartungshaltungen.“
Die Geschichte von Jérôme Boateng und Kasia Lenhardt
Bereits zu Beginn der knapp einjährigen Beziehung zwischen dem Profifußballer und Kasia Lenhardt standen Vorwürfe der körperlichen Gewalt gegenüber seiner Ex im Raum. Bereits 2019 wurden Ermittlungen dazu aufgenommen. Nach der Trennung im Februar 2021 warf Boateng ihr in einem Interview mit der „Bild“ vor, sie wolle mit diesen Anschuldigungen seine Karriere zerstören. Eine Woche nach dessen Veröffentlichung beging die damals 25-Jährige Suizid. Die Ermittlungen wurden nach dem Tod der „Germany’s Next Topmodel“-Finalistin eingestellt.
Der frühere Nationalspieler wurde wegen weiteren Anschuldigungen physischer Misshandlung in einem anderen Fall vor Gericht gebracht – dabei handelt es sich auch um eine Ex-Freundin. In dem Gerichtsprozess wurde der Berliner im Sommer 2024 für schuldig befunden. Das Landgericht München verhängte eine Verwarnung und eine Geldauflage in Höhe von 100.000 Euro, die an eine gemeinnützige Organisation gespendet werden muss.
Eine positive Folge der Serie ist, dass der Shitstorm um die Produktion die öffentliche Debatte um häusliche Gewalt ankurbelt.







