Ihr findet „Pluribus“ lahmarschig? Das antwortet Euch Vince Gilligan

Die neue Serie des „Breaking Bad“-Machers entzückt Kritiker und lässt viele Fans ratlos zurück.

„Der Typ läuft minutenlang durch den Urwald und labert ein und den selben Satz vor sich hin!“ Solche Kommentare finden sich zuhauf in den sozialen Netzwerken, wenn es um „Pluribus“ geht. Seit einigen Tagen ist die erste Staffel der neuen Serie von „Breaking Bad“- und „Better Call Saul“-Erfinder Vince Gilligan bei Apple TV durchgelaufen.

Das Fazit fällt unterschiedlich aus. Viele Kritiker feierten die neun Episoden über eine Menschheit, die nach einer Art Alien-Virus kollektiv in Glückstaumel verfällt und nun versucht, die wenigen Immunen (darunter die grantige Romantasy-Autorin Carol Sturka, gespielt von Rhea Seehorn) auch noch an dem Happening teilhaben zu lassen.

Fans haben allerdings ein weniger positives Urteil übrig. Davon zeugt unter anderem der „Rotten Tomatoes“-Score (Kritiker: 98 Prozent, User 67 Prozent). Während in vielen Recaps die siebte Folge „Die Lücke“ (The Gap) als beste der ersten Season beschrieben wird, sind die Bewertungen auf IMDB dafür am schlechtesten von allen Episoden.

Der konkrete Grund für die Kritik an der Serie sind nach Angaben im Netz die viel zu wenigen Hauptfiguren (die auch nicht unbedingt Sympathien wecken) und eine Geschichte, die sich ganz langsam entfaltet und zuallererst darauf setzt, die Grundlagen seines mit der Pilotfolge etablierten Geheimnisses zu enthüllen.

Das „Slow Pace“-Feeling gab es allerdings schon bei den Erzählungen um Walter White und Saul Goodman, dafür aber mehr Crime und Drama drumherum. „Pluribus“ ist eine satirische Dystopie und wie auch schon die Vorgängerserien von Gilligan eine subtile Charakterstudie. Wiederholungen und Verfeinerungen von Details sind hier Dauerprogramm.

„Pluribus“ hat seinen eigenen Erzählrhythmus

Was sagt nun der ehemalige „Akte X“-Autor Gilligan dazu? Im Podcast von Ringer TV darauf angesprochen, antwortete er:

„Es gibt ein ganzes Universum von Menschen, die sagen: ‚Diese Serie ist schlecht. In dieser Serie läuft die Hauptfigur nur herum‘. Aber wissen Sie, das ist doch so, wie es sein sollte. Es ist nichts Schlechtes daran, dass es da draußen Leute gibt, die damit nichts anfangen können. Schlimmer wäre es doch, wenn alle die gleiche Meinung hätten.“

Klar, hier spiegelt der Showrunner auch die aufregende Prämisse von „Pluribus“, das alle miteinander vernetzt erscheinen und das selbe wollen und tun.

Aber: „Es ist okay, wir brauchen nicht jeden auf dem Erdball. Ich weiß nicht einmal, wen wir genau benötigen. Das ist Apples Sache, nicht meine, wie viele Zuschauer sie suchen, um etwas Wertvolles zu schaffen. Aber ich denke, dass es sehr sehenswert ist. Und ich bin überzeugt davon, dass es immer nur darum gehen sollte. Und ich glaube daran, dass es ein Publikum dafür gibt. Es werden nicht alle Menschen auf dem Planeten sein, aber es sind genug.“

Staffel 2? Vince Gilligan macht keine Hoffnungen

Die ruhige Inszenierung von „Pluribus“ mag viele auf die Probe stellen, mehr Geduld ist aber für die Fortsetzung gefragt. Ein Produktionsstart für die zweite Staffel im Mai wäre laut Gilligan im Grunde die optimistischste Variante – eher sei vorstellbar, dass bis zu 2,5 Jahre vergehen, bis klar wird, wie es mit Carol und dem glücksbetrunkenen Erdball weitergeht.

Marc Vetter schreibt freiberuflich unter anderem für MUSIKEXPRESS. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.