Ulrika Spacek

Modern English Decoration

Tough Love/Cargo

Zwischen Kraut- und Psychrock ist noch Platz für englische Aufgeräumtheit.

So weit ist es nun schon, dass selbst englische Bands mit dem Hinweis werben, sie seien „in Berlin“ gegründet worden. Ulrika Spacek sollten mal lieber damit neugierig machen, dass sie mit drei Gitarristen operieren, die beinahe alle den entzückenden Vornamen Rhys tragen und beim Spielen mit der Zuverlässigkeit von Zahnrädern ineinandergreifen.

Niemand, und das fällt auch auf dem zweiten Album positiv auf, trumpft auf – weder das stoische Schlagzeug noch die schläfrige Stimme. Nur der Bass bleibt nicht immer so hypnotisch, wie es die krautrockenden Vorbilder von Ulrika Spacek eigentlich vorgeben, und lässt sich bisweilen zu effektiven Einsätzen oder gar kleinen Privatmelodien hinreißen. Das passt.

Im Vergleich zu THE ALBUM PARANOIA von 2016 klingt MODERN ENGLISH DECORATION feiner äquilibriert und weniger schluffig. Songs wie „Mimi Pretend“ entwickeln sogar ein gewisses Hit-Potenzial. Hört man nur oft genug oder genauer hin, bündeln sich die einzelnen Elemente zu ziemlich monolithischen Klangkörpern. Selbst wenn das Quintett sich zu muskulösem Psychrock zwischen den frühen Radiohead und den späten Pavement (mit einer Prise Television) aufschwingt, bleibt sein Understatement allzeit spürbar. Aufgenommen wurde das Album in einem Haus aus viktorianischer Zeit, dessen Interieur, wir ahnen es, auf sehr englische Weise modernisiert und dekoriert wurde. Wobei, auch dies sei gesagt, auch die aufgeräumteste Häuslichkeit auf Dauer ein wenig monoton sein kann.

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