A-HA


Es herrschen zehn Grad minus, und die erstarrten Gesichter der wartenden Fans passen zum frostigen Klima. Die Stimmung vor dem 7000 Personen fassenden Iglu des“.Oslo-Spectrum“ ist stark unterkühlt, und wüßte man nicht, daß sich diese disziplinierten Menschen versammelt haben, um das Comeback „ihrer“ Band A-Ha mitzuerleben, könnte man annehmen, sie alle warteten gefaßt auf die Verkündung des örtlichen Wetterberichtes. Für norwegische Fans soll diese coole „Euphorie“ ja üblich sein — auf heißblütige Teutonen wirkt sie ziemlich befremdend. Und das Publikum des ausverkauften Konzerts bildet eine erstaunlich bunte Mischung. Es ist anscheinend der ideale Anlaß für den schon längst falligen Familienausflug.

20 Uhr. die Lichter gehen aus. und schon der erste Song — „Cry Wolf‘ – macht deutlich, daß sich die Gruppe eifrig darum bemüht, von ihrem einstigen Teenie-Image Abstand zu nehmen. Mags trägt jetzt sogar einen Bart, ein sichtliches Zeichen von Reife. Neben Morten. Mags und Pal stehen noch drei weitere Musiker auf der Bühne: lorun Bogeberg am Baß, Sigurd Köhn an Saxophon, Keyboard und Percussion und Per Hillestad am Schlagzeug. Sie alle waren schon im Studio dabei und kennen Mags. Pal und Morten schon lange. Schon beim zweiten Song“.There I Stand“ kommt Bewegung ins Publikum, und vereinzelt wird sogar getanzt. Als Sänger Morten zum Mitklatsehen aninuert, geben die Nordlichter ihre Zurückhaltung tatsächlich auf und leisten seiner Aufforderung bereitwillig Folge.

Als Morten „Manhattan“, einen der älteren Songs, anstimmt, läßt sich die Fangemeinde hinreißen: Man singt mit. Das Publikum ist wie ausgewechselt und unterscheidet sich nicht mehr von den Fans aus anderen Ländern. Dann entledigt sich

Motten seines Jacketts und trägt nur noch ein kurzes Leibchen — da geraten alle weiblichen Wesen im Saal in Verzückung. Mit „Hunting High And Low“, dem Titelsong des ersten Albums, streifen die Musiker den letzten Rest der Anspannung ab und lassen sich in die Euphorie der aufgetauten Fans fallen. Der Sänger dirigiert das Publikum. Pal legt ein fetziges Gitarrensolo hin — und schon gibt’s Standing Ovations. Das nächste Stück, „Sycamore Leaves“, kommt recht rockig und untypisch für A-Ha; „I Call Your Name“ klingt verdächtig nach Simple Minds.

Nach einigen allen und neuen Songs legt Sigurd Köhn in „Non-Stop July“ ein Saxophon-Solo hin, das als absoluter Highlight des Konzerts keinen Vergleich zu scheuen braucht. Nach ihrem größten Hit „Take On Me“ verlassen sie zufrieden die Bühne. Das Publikum aber will mehr, und A-Ha läßt sich nicht lumpen. Drei weitere Songs sind angesagt: In „The Living Daylights“ aus dem Bond-Film „Im Angesicht des Todes“ steht die Gruppe vorne an der Rampe, und da kommt sogar noch die gute Atmosphäre einer Jam Session auf.

Als die Band zum Abschied „Stay On These Roads“ anstimmt, flackern in der Halle die Feuerzeuge auf; die Fans sind zufrieden, und allen wird ganz warm ums Herz. Kein Zweifel: A-Ha hat es geschafft, sich von der Teenie-Band zum Familienvergnügen weiterzuentwickeln. Und dieser Weg zur Selbstfindung ist doch wahrlich ein Erfolg.