Accept


Alle Zeichen standen auf Sieg: Das neue Album METAL HEART hoch in den Charts, eine Europa-Blitztournee vor ausverkauften Rängen – in Oslo und Stockholm, wo man für BALLS TO THE WALL eine Goldene erhielt, ebenso wie in Kopenhagen und Paris. Was wollte man mehr? Nur in die Höhle des englischen Löwen mußte man noch, dann wartete bereits Amerika auf sie.

Ihr einziges Konzert in Londons Hardrock-Tempel war -wie nicht anders zu erwarten – wiederum „sold out“. Immerhin hatte die englische HM-Bibel „Kerrang“ in ihrer bescheidenen Art schon vor Beginn „die METAL Show 85“ prophezeit.

Bis in die letzten Fingerspitzen motiviert, dabei dennoch abgeklärt und bester Laune, erscheinen die fünf Germans auf der Bühne – von den dreieinhalbtausend Kids in typischen Metal-Monturen lautstark empfangen.

Bewegung und Beweglichkeit, die – obwohl zigmal geprobt – im Ernstfall doch allein von der Spontanität jedes Musikers leben, werden bei Accept immer groß geschrieben. Ständig werden die Positionen gewechselt: dabei weichen die Gitarristen Jörg Fischer und Wolf Hoffmann auf die Flügel und überlassen so Sänger Udo Dirkschneider die Sturmspitze.

„Little bulldog“, wie ihn ein amerikanischer Kritiker einmal getauft hat, beißt sich an diesem Abend förmlich durch die Songs, darunter Klassiker von BREAKER, RESTLESS und auch BALLS. Und das, obwohl eine schmerzhafte Rippenprellung, die er sich in Hamburg zugezogen hatte, seinen Aktions-Radius spürbar einschränkt.

Geschlossen und fast blind aufeinander eingespielt gehen die Gitarren – Baß und zwei Lead – über den Parcour, exakt getimt und auf den Akkord präsent. Immer wieder schleudern die beiden Gitarren unisono ihre schweren Riffs gleich tonnenweise ins Publikum, liefern sich Wolf Hoffmann und Jörg Fischer in der Headbanger-Hymne „Wrong Is Right“ ein rasantes twinlead-Duell nach dem Motto: schnell, schneller – gleich ist die Schallmauer erreicht. Derweil erteilt Bassist Peter Baltes allen eine Lektion in Sachen Gymnastik. Der Mann scheint wahrlich aus Gummi zu bestehen, so wie er sprintet, spurtet oder hin und wieder aufs Drum-Podest springt, um Schlagzeuger Stefan Kaufmann Gesellschaft zu leisten.

Daß dieses Konzert, das Grand Finale ihrer Europa-Tour, dennoch nicht ganz nach Wunsch verläuft, hat neben Udos Verletzung vor allem zwei Ursachen: Zum einen beeinträchtigt der allzu metallische Sound der neuen Anlage die Performance. Und andererseits steht Gitarrist Wolf Hoffmann mitten im Solo plötzlich ohne Saft da; sämtliche Gitarren-Sender streikten auf einmal. So gibt es am Ende statt der üblichen drei nur eine Zugabe.