Accept – In Their Own Words


Der Name ist altbekannt und gehört zu den großen der Rockwelt. Die aktuelle Besetzung allerdings ist frisch, eine gelungene Mischung aus bewährten Songschreibern und Musikern und neuen Gesichtern. Mit der Besetzung hat sich auch der Sound verändert. Von Accept ist hier die Rede und von deren erstem Album nach einer mehr als zweijährigen Besinnungspause. EAT THE HEAT heifit das Vinyl-Werk und es zeigt eine Band, die auch musikalisch und textlich neue Gesichter trägt. EAT THE HEAT ist in weiterem Sinne durchaus ein Debut-Album, das allerdings in gekonnter Form traditionelle, Accept-typische Elemente mit bisher von Accept weniger gewohnten US-Rock-Einflüssen verbindet. Geprägt wird Accept 1989 auch durch die Stimme von David Reece, der ganz bestimmt kein zweiter Udo Dirkschneider ist, sehr wohl aber eine völlig eigenständige Sängerpersönlichkeit und auf seine Weise ebenso einmalig wie weiland Udo. Wie die alten Fans zu Accept 1989 stehen, bleibt abzuwarten, sicher scheint jedoch, daß die Band neue Fans hinzugewinnen wird. Worum es bei den Tracks von EAT THE HEAT im einzelnen geht, erläutert im folgenden Mister Rock'n'Roll höchstpersönlich. Mikro frei für David Reece:

Generation Clash

Für mich ist dieser Track im wesentlichen der typische rebellische ‘Fuck You!’-Song, die Kampfansage der Kids an die Welt der Eltern. Die ersten Zeilen lauten ‚Warnings around me, coming on strong, hear the desire that young dudes are fools‘. Das ist exakt das, was Eltern immer wieder predigen, such Dir einen Job, bring Dein Leben in geregelte Bahnen, heirate, habe Kinder…

Das bekommen unter anderem auch die Kids zu hören, die ständig nur eins im Kopf haben, Rock’n’Roll. Es gibt ’ne ganze Menge Jungs und Mädchen, die es vorziehen, irgendwo mit einer Gitarre zu hocken, statt sich die Sprüche ihrer alten Herrschaften reinzuziehen. Eddie Van Halen war früher ein Paradebeispiel dafür, als er noch zur Schule ging. Er wurde zur Schule gebracht, ging durch die Vordertür hinein und zur Hintertür wieder hinaus, um dann daheim in seinem Zimmer ungestört den ganzen Tag lang üben zu können. Sowas ist typisch. Generation Clash steht außerdem ganz allgemein für die Welt des Rock’n’Roll. Rock ist eine ausschließliche Angelegenheit der Kids, und Rock kennt keine Regeln. Die Welt des Rock’n’Roll verträgt sich nicht mit dem Alltag der Erwachsenen, so daß Konflikte vorprogrammiert sind. Damit bedeutet ‚Generation Clash‘ auch: Wenn Du weißt, was Du willst und was richtig ist für Dich, dann mach es und laß Dich darin nicht beirren.

D-Train

Das Kürzel ‚D-Train‘ steht für Death Train. In dem Song geht’s hauptsächlich um Teenager-Selbstmorde. Gerade in Amerika ist das ein wirkliches Problem. Jugendliche bringen sich dort massenweise selbst um, mit Crack, anderen Drogen oder halt im klassischen Sinn, bewußt und in voller Absicht. Das kommt nicht von ungefähr. Jugendliche stehen eigentlich ständig unter einem ungeheuren Druck. Es wird ihnen bis in die kleinste Einzelheit vorgeschrieben, wie sie zu sein haben, was sie darstellen müssen, um im Leben ‚Erfolg‘ zu haben, welche Verhaltensweisen konform sind und welche nicht. Sie selbst werden dabei gar nicht nach ihren Gefühlen, Wünschen und Vorstellungen gefragt. Niemand interessiert sich dafür, was ein Kid wirklich will. Unsere Botschaft ist halt: Das Leben muß gar nicht so hart sein, es ist nur eine Frage der Sichtweise. Mach Deine Augen auf und sieh Dich um, es gibt ne Menge geiler Sachen zu erleben…

Du mußt nur stark genug werden, Dich von all diesen Zwängen lösen zu können. So hart es auch sein mag, versuch Du selbst zu sein.

Turn The Wheel

Das könnte unser Openingsong bei Liveauftritten werden. Bei diesem Song war ne ganze Menge Leute im Studio, Udo und seine Band und andere Leute, die im Background gesungen und geschrieen haben. „Turn The Wheel‘ ist ein grundtypischer Rock’n’Roll-Song, es geht hauptsächlich um Sex im Auto… Ein waschechter Partysong also.

Chain Reaction

… beschreibt die tödliche Langeweile, mit der man selbst in den größten Städten Freitagnachts häufig konfrontiert wird. In den Clubs spielen lausige Bands, auf den Parties sind die falschen Leute und so streift man halt durch die Nacht, immer noch hoffend, daß irgendwo vielleicht doch irgendwas abgeht..

Hellhammer

‚Hellhammer‘ ist ganz einfach ein straighter Rocker, ohne jede besondere Message. Vor allem deshalb mag ich diesen Song. Er ist schlicht Fun mit guter Gitarren- und Rhythmusarbeit.

Prisoner

Der volle Titel heißt eigentlich ‚Prisoner Of Farne‘. Der Song erzählt die Geschichte einer Tänzerin, die verzweifelt versucht, sich gegen die starke und zahlreiche Konkurrenz durchzusetzen und eine Broadway- Karriere zu starten. Die Probleme, mit denen Tänzer sich konfrontiert sehen, sind fast dieselben, vor denen auch Musiker stehen. Es gibt jede Menge von ihnen, und sehr viele davon sind gut oder sehr gut, nur wenige aber können tatsächlich Jobs bekommen und Karriere machen. Das ist für Tänzer in Europa übrigens genauso hart wie am Broadway. Wir beschreiben den Kampf, den diese Tänzerin auszufechten hat, die ganzen Auditions (Vortanztermine), Ablehnungen und Vertröstungen auf der einen Seite und der unbedingte Wille, es zu schaffen, auf der anderen.

Love Sensation

Der Titel sagt eigentlich schon alles über den Song. Die Back-Vocals hat eine farbige Sängerin aus Hamburg eingesungen, ein Mädchen namens Jackie, und ihre Stimme ist verdammt phantastisch. Sie klingt fast wie Tina Turner. Von dieser jungen Dame wird man sicherlich noch viel hören.

Mistreated

Eine schöne Ballade, die alles hat, was einen guten Schmusesong ausmacht, softes Intro, Melodie und heavy Parts. Sehr atmosphärisch. An dieser Ballade ist Dieter Dierks, wie überhaupt am ganzen Album, sehr stark mitbeteiligt gewesen. Ich mag ‚Mistreated‘ sehr, weil der Song genau auf den Punkt geht, so recht zu Kerzenschein und, ähh paßt. ‘Mistreated‘ ist schlicht ein Lovesong mit einem Schuß romantischem Feeling.

Das ist sowieso so ne Sache, Rock’n’Roll hat nun mal ne ganze Menge mit Sex zu tun. Und das ist wohl der Hauptunterschied zwischen amerikanischen und europäischen Bands. Die Europäer sind sehr gute Musiker, aber oft einfach nicht locker genug in den Texten. Ich finde, die Lyrics einer Rockband sollten gleichermaßen tiefsinnig und freizügig sein – es hängt halt auch von der Atmosphäre der Musik ab. Aber nicht nur tiefgründige Message oder nur oberflächlich. Wer gute Ge- schichten hat, der sollte sie auch erzählen. Unsere Texte sind weit offen und lassen viele Interpretationen zu. Und das ist ganz gut so, ich mag es, wenn in einen Text etwas hinein interpretiert wird, woran ich selbst überhaupt noch nicht gedacht hatte.

X-T-C

Ein anderer Party-Rock’n’Roll-Song und gleichzeitig ein typischer Accept-Track, mit schönen Arrangements und guten Soli. Viel mehr kann man zu diesem Track kaum sagen, er geht halt gut los.

Stand 4 What U R

Ein Song mit einer sehr positiven Grundaussage und ein gutes Stück zudem. Die Message ist eigentlich simpel, gleichzeitig aber auch klar auf den Punkt: Scher Dich einen Teufel drum, was andere von Dir erwarten: Sei wie Du wirklich bist, tue nur, woran Du selber glaubst und mache nichts, was Du nicht hundertprozentig vor Dir selbst vertreten kannst. Sei eine Persönlichkeit und kein Abziehbild, renne keinen falschen Führern oder halbstarken Idioten hinterher, sondern sei Deine eigene Leitfigur.