Kurzkritik

„After Life“ (Staffel 2) auf Netflix: Tonys Leben geht weiter wie bisher


Die dunkle Seite eines Comedians: Wer politisch inkorrekten „Hat der das wirklich gesagt?“-Humor erwartet, wird auch von der 2. Staffel der Miniserie „After Life“ enttäuscht sein. Wer für Ricky Gervais' Lokaljournalist Tony auf eine unverzügliche Kehrtwende hofft, ebenfalls.

Die erste Staffel „After Life“ von und mit Ricky Gervais war ein beeindruckendes Serienhighlight des Jahres 2019: Der Komiker, Moderator und Autor, der als „The Office“-Erfinder und gefürchteter „Golden Globes“-Host als bissiger, politisch inkorrekter und satirischer Austeiler bekannt war, schlug darin überraschend intime und aufrichtige Töne an. Er spielte darin den trauernden Lokaljournalisten Tony, der nach dem Krebstod seiner Frau auch sein eigenes Leben beenden wollte. Zynisch schlug er sich durch Alltag und Job und, ließ seine ihm egalen Kolleg*innen und Mitmenschen in Sorge um ihn zurück und fand gerade wegen ihnen (und wegen seines Schäferhundes) schließlich doch ins Leben zurück.

Ricky Gervais' „After Life“ auf Netflix: Dem Tod so nah (Kritik)

Leider nicht viel Neues

In Staffel 2, die seit 24. April auf Netflix im Stream verfügbar und wie Staffel 1 sechs Folgen á 30 Minuten kurz ist, ist in Tonys Leben im Grunde alles noch oder wieder beim Alten. Er hat sich widerwillig mit seinem Job und seinem Witwer-Dasein arrangiert. Er hat sich mit einer Prostituierten angefreundet. Er lässt sogar (auch widerwillig) den Postboten bei sich baden. Ansonsten beziehungsweise darüber hinaus passiert nicht viel: Mit seinem Boss Matt geht Tony zum Yoga und macht den mutmaßlich verkoksten Lehrer lang. In Bars gibt er Matt Flirttipps und resigniert vor dessen Unfähigkeit. Auch die Liaison mit der Pflegerin seines dementen Vaters findet ein jähes Ende, nachdem sie mit dem Sohn eines anderen Patienten ausgeht.

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Es sind die kleinen Momente

Staffel 2 von „After Life“ lebt einmal mehr von ihren kleinen Momenten, dem Zwischenmenschlichen, den Dialogen, allen voran wieder die mit Rentnerin Anne auf der Friedhofsbank sowie Tonys Flashbacks und Videos, in denen er seine Frau Lisa wiedersieht. Underwhelming sind die neuen Folgen leider trotzdem: So richtig mag man mit Tony anfangs nicht mehr trauern (am Ende aber doch). Und auch die brüllend komischen Szenen wie etwa die, als der zurückgebliebene Sohn der neuen Freundin von Tonys Kollegen Lenny eben den und seine Mutter im Bett erwischt und unbeeindruckt fragt, ob er Lenny jetzt Papa nennen dürfe, sind zu rar gesät.

Durch seine sensible Dokumentation von Langeweile, Sinnsuche, Freud und Leid gerät die Miniserie trotzdem kurzweilig genug für einen Abend Bingewatching mit wunderbarem Soundtrack. Um wieder in Stimmung zu kommen, sollte man sich danach aber schnell Gervais‘ ebenfalls auf Netflix zu sehendes Bühnenprogramm „Humanity“ geben.

„After Life“, Staffel 2, seit 24. April 2020 auf Netflix im Stream verfügbar

„After Life“ auf Netflix: Alles, was Ihr zum Start der 2. Staffel über die Serie wissen müsst
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