Amanda Marshall weiß, daß sie etwas zu sagen hat


Am liebsten, ja am liebsten würde sie mal mit Ella Fitzgerald auf der Bühne stehen. Dabei macht die Kanadierin Amanda Marshall ganz andere Musik als ihr großes Idol. Auf ihrem Debütalbum ‚Amanda Marshall‘ bietet die 23jährige mit der satten Stimme eine handfeste, gitarrenlastige Mischung aus Pop und Rock, produziert von dem kanadischen Studiocrack Dave Tyson.

Tyson ist auch Autor des Songs ‚Birmingham‘, mit dem er Amanda aus dem Herzen sprach: „Da geht es um eine Frau, die mitten in der Nacht ihren Mann verläßt, weil sie von ihm mißhandelt wird“, erläutert die rotblonde Sängerin, die seit fünf Jahren mit dem Bassisten ihrer Band zusammenlebt. „Dave Tyson hat den Text gut hingekriegt, obwohl er ein Mann ist. Ich bin zwar nie mißhandelt worden. Aber mich fasziniert der Gedanke, daß die meisten Menschen, egal in welcher beschissenen Situation sie sich befinden mögen, doch die Möglichkeit haben, etwas in ihrem Leben zu verändern.“

Amanda kümmerte sich bereits früh um eigene Belange. Schon mit sieben nahm sie Klavierstunden und trat bei Schulveranstaltungen auf. Später meldeten ihre Eltern — die Mutter aus Trinidad, der Vater aus Kanada — den vorlauten aber begabten Sprößling an Torontos Royal Conservatory an. Fachrichtung: Klassik — was Amanda mit 16 zu langweilig wurde: „Madonna und Whitney Houston sagten mir mehr zu.“

Starthilfe im Showgeschäft gab ihr der blinde Blueser Jeff Healey: „Ich bat ihn nach einem seiner Konzerte um ein Autogramm und erzählte ihm, daß ich unbedingt Musikerin werden wolle. Daraufhin lud er mich ein: ‚Ich kenne da einen Club, in dem morgen ein Amateurabend stattfindet. Wenn du da auftrittst, komm‘ ich zu dir auf die Bühne und spiele mit‘.“ Healey hielt Wort, und vier Monate später durfte Amanda im Vorprogramm seiner Band mit auf Tournee gehen. Einige Zeit später traf sie in Los Angeles eine inzwischen berühmte Kollegin: „Alanis Morissette begegnete mir auf einer Party. Sie hatte auch gerade ihr Album fertiggestellt. Alanis ist wie ich. Wir sind keine Modepüppchen, wir können singen, und wir haben viel zu sagen.“ Wohl dem, der ein gesundes Selbstvertrauen besitzt.