Anything Goes


Englands Wirtschaft boomt, davon profitiert auch Liverpools Musikszene. Neben Leuchttürmen wie The Zutons. The Coral und The Stands zählte eine Datenbank jüngst über 2.000 weitere Kapellen, von Polka über Indie-Pop bis Metal, berichtet Howie Payne. Chef der Stands. „Und das bei einer Stadt mit 500.000 Einwohnern!“ In den 80ern und 90ern galt dagegen noch: Ohne Moos nix los. „In Liverpool einen Job zu suchen, war hoffnungslos. Ein Teil meiner Familie lebt in Amerika, und so zog ich Mitte der 80er für sechs Jahre nach New York“, sagt der Komponist und Texter in breitem Merseyside-Akzent. „Tagsüber lieferte ich Lebensmittel aus, nachts zog ich durch die Stadt. Wir lebten in einem Stadtteil mit irischer und kubanischer Bevölkerung, dos war auch musikalisch sehr interessant.“

Im Big Apple griff Howie zum ersten Mal zur Gitarre. „Mit 17 begann ich zu spielen, meinen ersten Auftritt hatte ich auf der Straße. ‚Hotel California‘ hab‘ ich gut eine Million Mal geklampft, meinen ersten Song schrieb ich aber erst nach der Rückkehr in Liverpool.“ Als Einflüsse listet er Größen wie Robert Johnson, Serge Gainsbourg, AI Green und Cole Porter auf. Schon das Debütder Stands, All Years Leaving (2004), zeigte eine bemerkenswerte Bandbreite, die von Byrds über Bob bis zu The Band reichte. Horse Faboulos geht einen Schritt weiter und spannt den Bogen über Bluegrass zu Sixties-Folk und Beatles-Pop. „Dos Gute am musikalischen Klima Liverpools ist seine Offenheit“, meint Payne. „Du gehst samstagnachts in einen Club und hörst Bill Withers, Stone Roses, Leadbelly und Sinatra. In dieser Hinsicht ist die Stadt mit New York vergleichbar.“

The Stands bestehen aus Howie und jedem, den er einlädt, mitzumachen. Einige Zeit saß sein Bruder Sean am Schlagzeug, der Trommler der Zutons. „Anfangs spielte mit, wer gerade Zeit hatte. Damals war Liverpool nicht hip. Waszöhlte, waren gute Songs.’Viele lokale Musiker hätten keinen Bock auf den „rollenden Zirkus“ einer echten Band. „Ich dagegen bin ein Typ. der gerne reist. Wenn ich in New York bin, vermisse ich Liverpool, und umgekehrt. Seine Rastlosigkeit liefert auch Stoff für Texte… Romantisch wie ich bin, glaube ich, daß es irgendwo die eine Person gibt, die die richtige für mich ist. Diesen Menschen suche ich. Darüber kann man prima singen.“

Kein Interview mit einer Band aus Liverpool, ohne die Fab Four zu erwähnen: „Für mich ist es ein Privileg, aus der Stadt der Beatles zu stammen. Hier gibt es Fünfjährige, die spielen die Baßlinien sämtlicher Beatles-Hits. Außerdem heiße ich zwar nicht Ringo, aber mein Onkel ist sein zweiter Cousin.“

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