Auf dem Album Mondscheiner beschreiten Fink neue Wege. Unter anderem Kraftwerks Autobahn.


Wo geben wir eigentlich morgen Interviews? In Berlin. Fliegen wir dahin? Nö, ich hab‘ doch Flugangst. Davon hast du noch nie was gesagt… Du fragst ja auch nie. Außerdem dauert das einchecken ewig, und dann wird man mit Drogen erwischt … Ein hübsches Wortgeplänkel, dargeboten von Andreas Voß und Nils Koppruch, Baßmann und Sänger der Hamburger Band Fink. So was schreibt man gerne, da freut sich der Medienpartner – wie sich überhaupt die meisten Medienpartner schon über „Vogelbeobachtung im Winter“ und „Loch in der Welt“ ganz doll gefreut haben. So groß war die Freude, daß Fink landauf landab von der Presse das Image von sympathischen Sonderlingen zugeschrieben worden ist: Country auf deutsch, und das auch noch unpeinlich und wunderbar lakonisch – Sachen gibt’s, die gibt’s eigentlich gar nicht. Gibt’s natürlich doch.

Auch auf „Mondscheiner“, dem dritten Album der Band. „Der alte Vertrag war ausgelaufen, und da ging’s uns eben um eine Standortbestimmung“, erklärt Nils, mittlerweile frei von jeglicher Flugangst, im Kölner Cafe Central, „leder von uns hat sich die Frage gestellt, ob Fink für ihn die Perspektive ist …“ „Und das hat dann dazu geführt, daß zwei die Band verlassen haben und zwei neu dazugekommen sind“, ergänzt Andreas, „und wir beide haben entschieden, daß wir mit Fink unser Leben verbringen wollen.“ Eine weise Entscheidung. Denn „Mondscheiner“ ist die bis dato am aufwendigsten produzierte Platte von Fink, und sie ist bei weitem die abwechslungsreichste. Country: ja schon. Aber auch Rumba und ein Loop von der ersten High Llamas-Platte. Nils: „Es wäre falsch, die Platte danach zu bewerten, ob es nun Country mit deutschen Texten ist oder nicht.“ Ist es aber schon noch – wenn auch nicht mehr so viel mit dem obligatorischen Instrumentarium: die Pedal Steel kommt weniger zum Einsatz. „Das stimmt nicht“, widerspricht Nils, „außerdem: ’ne Pedal Steel hatten wir noch nie dabei, es war immer ’ne Lapsteel. Ist auch egal. Auf jeden Fall ist es ’ne Rutschgitarre, so’n Ding, das man auf dem Schoß spielt. Darum ging’s aber auch gar nicht. Wichtiger war für mich, den Horizont als Musiker zu erweitern.“ Andreas übernimmt: „Es ist so ’ne Art Einsteiger, quasi die Liberschrift, unter der sich die anderen Titel einreihen.

In den anderen Liedern ist mehr Zeit drin, um mal so richtig zu spielen. Da schwingt sicherlich auch der Einfluß von Calexico mit die machen das auf ihrer Platte The Black Light sehr gut.“ Ein nachvollziehbarer Bezugspunkt, den Fink mit einem wunderschönen Stück umsetzen: In „daß sie weiß“ bläst Element-Of-Crime-Chef Sven Regener als Gaststar eine sehnsüchtige Mariachi-Trompete, und dazu singt sich Nils undramatisch durch einen herzzerreißenden Text. Auf „Mondscheiner“ veröffentlichen Fink außerdem endlich ein Stück, das seit einem Jahr zu ihrem Live-Repertoire gehört: „Autobahn“ von Kraftwerk. „Dieses Cover funktioniert einfach, weil es das bekannteste Stück deutscher Popmusik ist.“ Fink lassen den Klingklang des Originals links liegen, spielen „Autobahn“ mit Rutschgitarre, Trommler Henning schüttelt einen Korb mit Krimskrams drin, und Nils klappert mit Löffeln Overdubs zusammen. Kurzum: Fink machen den Song zu dem, was er eigentlich immer schon war: zu einem echten Trucker-Lied. Klar, daß dieses grandiose Cover auch der Band selbst keine Ruhe läßt: „Wir erwarten eine Revanche. Alle Elektronik-Friemler dieser Welt sind herzlich aufgerufen, uns zu covern.“