Auf Den Kuppersbusch Geklopft


Der freche Frager Friedrich Küppersbusch über Einschaltquoten und seine Schallplatte, über Harald Schmidt und Roger Willemsen

Keine Angst vor großen Tieren. Mit dieser Devise ist der freche Frager Friedrich Küppersbusch zu einem Aushängeschild des deutschen TV-Journalismus geworden. Trotzdem könnte sein „PrivatFernsehen“ bessere Einschaltquoten brauchen. Um so mehr, als Küppersbusch, der Ende April eine CD vorlegt, bei dieser Sendung am finanziellen Risiko beteiligt ist. Folgende Frage liegt also nahe:

Ist Küppersbusch pleite? Ja. Die sind schon vor 15 Jahren in der AEG-Kursmasse gewesen und als Label an die Firma Weiland verkauft worden.

Ich meinte eher den Fernsehmann Küppersbusch: Wenn Du einen Kontoauszug dabei hast, zeige ich Dir meinen.

Deine CD hat einen höheren Wortanteil als der „Deutschlandfunk“. Außer der 1954er Endspiel-Single „Teufelskerl“ orgelt nur Franz Lambert herum.

„Teufelskerl“ ist die einzige Single, die ich jemals gemacht habe. Und außer einem einmaligen und in Fachkreisen sehr beachteten Auftritt im C- und Blockflöten-Doppel ist von meinem musikalischen CEuvre damit auf der CD alles drauf, was der Nachwelt erhalten bleiben soll. Ich will das Publikum ja nicht mit B-Seiten-Material belasten.

jetzt kannst du eine politisch korrekte CD mit Küppersbusch-Moderationen und -Texten in die Kamera halten.

Das Problem hatte ich schon beim Buch: Wenn ich die Werbeformen nicht mitmachen will, über die ich sonst Witze mache, steigen schon gleich die ersten drei Verlage aus. Dennoch: Es ist keine Werbung erschienen. Ich habe neun Talk-show-Einladungen ausgeschlagen, es ist in keiner meiner Sendungen vorgekommen. Und auch die CD halte ich nicht in der Sendung hoch.

Dein Fernsehkollege Kollege Roger Willemsen hält auch keine Produkte in die laufende Kamera und

kassiert dennoch Häme vom „Spiegel“.

Roger ist ein sehr lieber Kollege. Er hat ein Verbot, Politiker in seine Sendung einzuladen. Und wenn jemand, der früher beim „Pflasterstrand“ linke Aufsätze geschrieben hat, jetzt mit 13 Monatsgehältern und Umsatzbeteiligung beim „Spiegel“ sitzt – wenn so einer von Willemsen mehr klassenkämpferisches Bewußtsein fordert, dann geht das schon in Ordnung, aber er muß auch nicht unbedingt einen vierseitigen Artikel schreiben, in dem er das Politiker-Verbot nicht erwähnt.

Gibt es TV-Sendungen, die du nie- mals verpaßt?

Nachrichtensendungen. Wenn ich eine Zeitlang keine „Tagesthemen“ gesehen habe, fehlt mir was.

Läßt du dich ab und zu von der alles beherrschenden TV-Soße aus Fröhlichkeit und Voyeurismus einlullen?

Wenn es von „Samstag Nacht“ oder der „Harald Schmidt Show“ Best-Of-Remixes ohne die schlechten Witze gäbe, würde ich mir das genausogern angucken wie die Sachen, die Hape Kerkeling für Radio Bremen gemacht hat – das war am Stück gegossen.

Harald Schmidt hat dich neulich im „Spiegel“ ordentlich gedisst: „Er hampelt herum wie in der MTV-Steinzeit. So was hab‘ ich vor zehn Jahren gemacht.“

Ich kann ihm nicht den Gefallen tun, diesen Ball zurückzuspielen. Am Montag stand das Zitat im „Spiegel“, am Dienstag bekam ich eine Einladung in Schmidts Show.

Was unterscheidet dich von einem VIVA- oder MTV-Moderator?

Daß ich da nicht arbeite.

Wegen drohender Unterforderung?

Man weiß ja nicht, ob einer von den Jungs nicht aufgeht wie Pumakacke, wenn man ihn plötzlich mit Inhalten belastet — auf einmal kann der das vielleicht sogar? Einer wie Stefan Raab hat über die Langeweile am Promo-Journalismus, den manche lungere vielleicht noch gut finden, weil es geil ist, die Stars zu interviewen, zu einer Attitüde gefunden, die unserer nicht unähnlich ist. Auch wenn er so ein Lob mit Empörung zurückweisen wird — aber das ist eher ein Väter-Söhne-Problem.

Zumindest die Kids scheinen ziem- lich auf VIVA zu stehen.

Zunächst einmal möchte ich von Herrn Gorny die Mutprobe erleben, daß er seine Einschaltquoten veröffentlicht. So ein Medienhype läßt sich natürlich leicht erzeugen, wenn man nicht sagt, wieviele Zuschauer man hat. Und zweitens ist es schon erstaunlich, daß es vier von fünf Major-Plattenfirmen gelungen ist, so zu tun, als wären sie eine unterdrückte Minderheit, deren Videos nicht gesendet werden.