Auffrisiert


Der alte Bastard-Pop erfreut sich im Netz bester Gesundheit. ME verrät, wo es die guten Tracks gibt.

Exakt 24 Monate sind vergangen, seit die bahnbrechende Mix-CD 2 MANY Dj’s, mit der David und Stephen Dewaele aka Soulwax den Bastard-Pop aus dem Schatten der Illegalität gezerrt haben, im ME zur Platte des Monats gewählt wurde. Dass es bis heute bei einer großen „offiziellen“ Platte geblieben ist, lag nicht zuletzt daran, dass jeder im Netz (www.2manydjs .org) nachlesen konnte, wie schrecklich aufwendig es für die belgischen Brüder war, die Rechte für all die gewünschten Songs zu bekommen. Zwar verschwand der Bastard-Pop mitsamt Soulwax schon 2002 wieder im Untergrund, doch bekommt das Genre in diesen Wochen wieder überraschend viel Publicity: Als bekannt wurde, dass EMI den Verkauf von DJ Danger Mouses THE GREY ALBUM (Jay-Zs Vocals aus THE BLACK ALBUM zur Musik aus dem „White Album“ der Beatles; der ME berichtete) gerichtlich verbieten ließ, luden Tausende an einem „Grey Tuesday“ des zivilen Ungehorsams das kontroverse (und reichlich fantastische) Werk auf ihre Festplatten. Auch MTV beschäftigt sich wieder mit dieser Collage-Technik, die die Clubkultur so bereichert hat, und strahlt Samstag um 21 Uhr selbstgebastelte Videos aus, in denen die Baha Men „Who Let The Dogs Out“ zu Cornershops „Brimful Of Asha“ gröhlen oder Sophie Ellis Baxter mit Salt ‚N‘ Pepa duettiert. Die interessantesten Tracks aber – die, sofern sie nicht verkauft werden, inzwischen auch von der Industrie geduldet werden – tauschen DJs und Produzenten auch weiterhin unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit auf einigen wenigen Portalen im Netz: Die meisten Updates und beeindruckend viele, kurz kommentierte Musik-Dateien zum Download finden sich aufboomselection.net. Freunde von Soulwax werden sich zum Beispiel an dem 45-minütigen AS HEARD on RADIO SOUNDHOG-Mix von Soundhog aus Irland erfreuen, während Hobby-DJs an Agent Lovelettes Mix von Ludacris „Stand Up“ mit Cameos „Word Up“ Gefallen finden werden. Auch wenn bitter soundfoundation.cream.org weniger Audio-Files hat – ein entscheidendes Argument dürfte „Tour de People“ sein, eine bizarre Mischung aus Kraftwerks „Tour de France“ und Missy Elliotts „4 My People“. Nicht wenigerinteressant ist ein Mash-Up von The Doors‘ „Riders On The Storm“ und Blondies „Rapture“, der bei gohomeproductions.co.uk auf den kostenlosen Download wartet. Unter „Tracks“ finden sich hier auch die Mash-Ups „Paperback Believer“ („Paperback Writer vs. „Im A Believer“ aus der Serie „Beatleg Bootles Parti“) sowie „Turn Out The Light Slave“, ein Mix mit Nelly Furtados „Turn Out The Light“ und Grace Jones‘ „Slave To The Rhy thm“. Letzteren hat der bei Ninja Tune unter Vertrag stehende DJ Food übrigens als „bestes Beispiel“ dafür bezeichnet, „wie ein Bootleg klingen sollte“. Das beste Beispiel, wie ein langer Mix klingen sollte, stammt allerdings zweifelsohne von ihm selbst. Musicalbear.com bietet DJ Foods „Raiding The 2oth Century“ an, einen live (!) in einer Radiosendung auf mehreren Plattenspielern erstellten, 40-minütigen Mix aus über 130 Songs, Interview-Snippets und Samples. Der Preis für den kuriosesten Mix geht an Pop Chops für seine „Comp-Elation“, die im Archiv unter Februar bei detritus.net/illegal art/mp3s gespeichert ist und ausschließlich Textbezogen funktioniert: Bob Seeger: „Like a rock, I was something to see, like a…“ Elton John: „Rocket Man, burning out his fuse up here alone, and i think it’s gonna bea long long…“ Cindy Lauper: ….. time, lf you fall, i will catch you i will be…“ Foreigner: ….. waiting, for a girl like you“ und so weiter.