Review

Deutscher Filmpreis-Sieger „Aus dem Nichts“: Der blanke Terror


Mit dem Kopf gegen die Wand: Fatih Akins wütender Film über den Terror von rechts. Für das Drehbuch wurde Akin nun mit dem deutschen Filmpreis ausgezeichnet.

Fatih Akins neuer Film habe einen entscheidenden Fehler, schrieb ein amerikanischer Kritiker: Er erzähle nichts über islamistischen Terror. Setzen, Sechs! Nichts verstanden. Weil es dem Hamburger Filmemacher nämlich genau darum geht: dass die Gefahr des rechten Terrors unter den Teppich gekehrt wird. Nicht von ungefähr widmet er seinen wütenden Film „Aus dem Nichts“ den Opfern der NSU-Attentate. So stirbt hier ein junger türkischer Mann im Hamburger Kiez bei einem Bombenanschlag, und mit ihm sein deutscher Sohn Rocco. Was für dessen Mutter, Katja, gleichbedeutend mit dem Ende ihres Lebens ist.

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Aufwühlender als der erste des in drei Abschnitte aufgeteilten Dramas kann Kino wohl kaum sein. Der Schmerz, den Diane Kruger in ihrer ersten Hauptrolle in einer deutschen Produktion verspürt, ist der Schmerz des Zuschauers. Ihre Trauer, ihr Zorn, ihre Todessehnsucht, ihr Bedürfnis nach Betäubung könnten unmittelbarer kaum sein – ebenso wie die Offensichtlichkeit, wer hinter dem feigen Anschlag steht. Was wichtig ist, um den zweiten Teil funktionieren zu lassen, die Gerichtsverhandlung, die auf einmal so clean und kühl und nüchtern daherkommt und dem Zuschauer den Boden unter den Füßen wegziehen will, um den dritten Teil des Films, die Rache, schlüssig und zwingend erscheinen zu lassen. Nur funktioniert das nicht, wie Akin es geplant hat.

„Aus dem Nichts“ kommt mittendrin wie aus dem Nichts zum Stillstand und danach nicht mehr richtig in die Gänge. Nicht dass der Film jemals schlecht wäre. Aber bisweilen ist es nur seine Hauptdarstellerin, die ihn vorantreibt, bis zum bitteren Ende. Dass zwischendrin ausgerechnet die Energie fehlt, ist traurig. Weil doch niemand im deutschen Kino mehr Energie hat als Fatih Akin.