Aztec Camera


Revivaljahr 1984: Zu einer Zeit, in der Altbewährtes mit immer anspruchsvollerer Technik verpackt und als Novum verkauft wird (Anders gefragt: Warum hören Punks heute Jimi Hendrlx??), in dieser unserer Zeit der neuen und alten Blüte verdienen Bands wie Aztec Camera Respekt. Schon vor Jahren gehörten sie zu jenen Unverfrorenen, die während des Dark & Punk-Booms die akustischen Gitarren auspackten und einen schaurig-schönen Ohrwurm nach dem anderen produzierten.

Als sich Gitarrist und Sänger Roddy Frame 1980 im zarten Alter von 16 entschloß, Popstar zu werden, ahnte er nicht, wie schnell seine jugendlichen Träume in Erfüllung gehen sollten. Im heimischen Glasgow gründete er mit seinem Freund Campbell Owens (Baß) Aztec Camera, eine Band, die das heute in aller Munde befindliche Gitarren-Revival mit aus der Taufe hob. Ihre erste LP HIGH LAND, HARD RAIN mit den Evergreens „Oblivious“, „Walk Out To Winter“ und „Pillar To Post“ gilt heute nicht nur als Meilenstein jüngerer Popgeschichte, sondern ist auch eine perfekte akustische Landschaftsbeschreibung des schottischen Hochlands: rauh, aber herzlich; warm, aber nicht weinerlich; traurig, aber auf keinen Fall depressiv. Roddy: „Irgendwie war ich schon immer von der 69er Melancholie, von Lou Reed und Bob Dylan tief beeindruckt. „Nichtsdestotrotz zählt er auch die Move zu seinen Lieblingsbands, damals ein Haufen wildbemalter Verrückter, die nichtsdestotrotz einen Tophit nach dem anderen produzierten.

Über die Haupt- und Neben-Einflüsse, über Stile und Vorbilder wollte ich jedoch mit Roddy weniger reden; als Frame-Fan interessierten mich eher seine Gefühle beim Texten der oft wehmütigen Verse. Doch in diesem Punkte wollte Roddy partout keinen Einblick in seine Gefühlswelt gewähren und erklärte statt dessen, daß die Musik von Aztec Camera am ehesten als „subversive mainstream rock“ zu bezeichnen sei.

???? „Nun, unsere Musik ist ziemlich traditionell. Du wirst auf einer Aztec Camera-Platte nichts hören, was du nicht schon mal vorher gehört hast“, umreißt er ebenso nüchtern wie ehrlich den Sound seiner Band. Der subversive Charakter, eher ein Widerspruch zu dem konven- tionellen Rahmen, wird in den oftmals auch sehr bissigen Texten gewahrt, die mit dem Thatcher-Regime ein ums andere Mal Schlitten fahren.

Die neue LP KNIFE, produziert von Mark Knopfler (!), ist konsequenterweise noch konventioneller (in der Musik) und noch subversiver (in den Texten). „All I Need Is Everything“, die neue Single, geht gar noch weiter und versucht, einen Zusammenhang zwischen Salsa, Sean Connery und steigender Inflationsrate herzustellen! An Ambitionen arm ist dieser 20jährige Schotte gerade nicht.