Beastie Boys


Manchmal gibt es nichts schöneres als Männer um die 40, die in Trainingsanzügen über die Bühne toben und unverständlichen Nonsens in Mikrophone brüllen.

Ausgehungerte Fans, wohin das Auge blickt: Dass sich die Beastie Boys auf den Konzertbühnen rar gemacht und sich zudem entschlossen haben, Deutschland 2004 – genau wie 1999 – nur für drei Termine zu besuchen, hat die Shows in München, Düsseldorf und Berlin bei dieser „Pageant Tour“ zu Ereignissen werden lassen, die von den Anwesenden frenetisch gefeiert wurden. Als sich die Tore des Zenith am frühen Abend öffneten und ein Wettlauf auf die ersten Reihen begann, wusste noch niemand, dass die besten Plätze zunächst hinten am Thresen waren. Wie man bei Erlöschen des Saallichts auf riesigen Videoleinwänden verfolgen konnte, stand dort nämlich Mixmaster Mike und zapfte Bier. Begleitet von ausgelassenem Jubel und einer Kamera bahnte sich der DJ von dort seinen Weg durch die Menge zu seinen Plattentellern, um nach ein paar Sperenzchen MCA, Adrock und Mike D mit dem „Super Disco Breakin“‚-Beat von HELLO NASTY das vereinbarte Zeichen zu geben. Die Drei stürmten auf die Bühne und stürzten sich in ein dichtes Set aus Hits und Raritäten aus den letzten 20 Jahren. Es folgte „Root Down“, „Sure Shot“, und dann auch schon die erste Überraschung: Bevor auch nur ein Track aus der aktuellen LP zu hören war, lieferten die New Yorker, die in ihren Adidas-Anzügen und Mesh-Caps noch immer als 15-lährige durchgehen könnten, eine furiose Performance von „Skills To Pay The Bills“, einer B-Seite der „So Wat Cha Want“-Single von 1992. Und es blieb ungemein kurzweilig: Nach einem gefeierten DJ -Set vom Mixmaster, der sich auf seinem Podest über den M Cs gebärdete wie ein tollwütiger Puppenspieler, fuhr in einem sagenhaften Broadway-Move eine Art Gartenlaube mit einem Dach aus Lichterkeuen herein, auf deT Mike D am Schlagzeug, MCA am Bass und Adrock an der Gitarre in blauen Hochzeitskapellen-Anzügen das 199? aus einer Improvisation geborene „Sabrosa“ anstimmten. Unterstützt von einem Percussionisten und „Money“ Mark Nishita an der Orgel folgten WahWah-verzerrte, psychedelische Flohmarkt-Funk-Instrumentals wie „Ricky’sTheme“ und „Something’s Got To Give“. Nach einer Umbaupause, in der über die Leinwände vor der Show aufgezeichnete Shout-Outs von Fans in „Sabotage“- und Nathanial-Hornblower-Kostümen – sowie ein kurzer Clip, in dem die Beastie Boys reichlich schockiert eine Didi-Hallervorden-Single aus einer Kiste zogen – flimmerten, kehrten die Vier in der „Three MCs And One DJ“-Besetzung zurück, um mit dem gleichnamigen Song und Hits wie „Open Letter To NYC“ und „Brass Monkey“ den Höhepunkt anzusteuern. Dass ausgerechnet MCA, der ergraut ist wie Tom Cruise in „Collatoral“, bisweilen etwas verloren am Rand stand und abwesend mit dem Kopf nickte, war einziger WermutstTopfen an diesem Abend: Seine heiseren Raps gehörten zu den Highlights. Mit einsetzender Müdigkeit von Adam Yauch übernahm zunehmend ein völlig überdrehter Mike D das Kommando und führte seine Kollegen in die Zugaben, die auf einer Bühne in der Saalmitte mit „Intergalactic“ begannen und wieder vorne mit einem George Bush gewidmetem „Sabotage“ in voller Bandbesetzung endeten. Bitte nicht erst 2009 wiederkommen!

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