Bei den Lords of Darkness unterm Sofa:


„The Osbournes“ macht Ozzy Osbourne zum trashigen Teenie-Star – und zerrüttet seine Familie.

Wer 1999 Black Sabbaths „Abschieds-Tour gesehen hat, durfte davon ausgehen, dass dies das letzte größere öffentliche Inerscheinungtreten des Ozman sein musste. Wie der da tatterig auf der Bühne herumwatschelte wie ein Parkinson-Patient im mittleren Stadium, das konnte nicht mehr lange gut gehen… Drei Jahre später ist er so weit oben wie seit den 70ern nicht mehr, mit neuem Album, Hit-Ballade, DVDs, „Ozzfest“-Tour – und der Fernsehshow, die die unerwartete Wiederkehr des alten Madmans als Teenager-Held begründete: MTV präsentierte „The Osbournes“ – und was war das für ein viel versprechendes Konzept: Wie bei einer Reality-TV-„Addams Family“ bekam man da Gelegenheit, dem gewiss schrägen Familienleben der kirren Ozsippe beizuwohnen, bei Lords of the Darkness unterm Sofa – das war denn auch ganz nach dem Geschmack einer Voyerismus-trainierten Big-Brother-/Jackass-Klientel, die den wunderlichen fluchenden Rockgreis bald vollamtlich für „kultig“ erklärte und MTV seinen bislang größten Hit bescherte; auch hierzulande lief die erste Staffel bald in Heavywiederholungs-Rotation. Doch hatte es von Anfang an auch etwas Beklemmendes, diesen so offensichtlich angeschlagenen Mann im Unterhemd und brabbelnd inmitten seiner grellen Familie herumtrapsen und pissenden Hunden nachstellen zu sehen. Im Herbst bekam die Sache dann eine tatsächlich dramatische Dimension – da wurde bekannt, dass Sharon Osbourne, resolute Managerin mittlerweile der ganzen Familie, an Darmkrebs erkrankt ist. Sie scheint jetzt entschlossen, dem entsetzten Sender die Verträge für weitere 20 bis 30 Folgen Oz-TV aufzukündigen, und zieht öffentlich eine bittere Bilanz der neun Monate seit dem Einzug der Kamera: „Es hat uns alte so sehr verändert“, sagte sie im November in der US-Talkshow 20/20, „meine Kids sind keine normalen 16-, 17-Jährigen, sie haben Anwälte und Business Manager. Das Ganze hatte auch enorme Auswirkungen auf Ozzy, er hängt wieder an der Flasche. „Die jetzt in den USA angelaufene zweite Staffel (ab Januar bei uns) soll die letzte sein:

„Unser Leben hat sich so verändert, auch wegen meiner Krankheit. Wenn wir die Show nicht gemacht hätten, würde uns das alles vielleicht leichter fallen. Wir können das nicht mehr tun. Wir waren zu blauäugig, und jetzt können wir es nicht mehr ungeschehen machen.“

Kommerz und Kunst zusammenzubringen gelang im Kinoiahr 2002 niemandem so gut wie Halle Berry.

Ein ehernes Hollywoodgesetz besagt, dass ein Star erst einmal richtig am Boden gewesen sein muss, bevor e – geläutert, demütig und rein gewaschen – in den Pantheon der A-Listen-Götter aufsteigen kann. Siehe Julia Roberts, siehe Hugh Grant. Siehe Halle Berry: vor dem Triumph einmal Gosse und zurück. Vor etwas mehr als einem Jahr erlebte sie den Tiefpunkt, als ihr kurzer Nacktauftritt in dem unterirdisch zynischen Actionunsinn „Password: Swordfish“ nicht nur peinlich aufgesetzt wirkte, sondern obendrein auch noch als hauptsächliches Werbe-Argument für den Film ausgeschlachtet wurde. Allein wie Halle Berry diese Erniedrigung als Instrument der Befreiung nutzte, macht sie zum Star des Jahres: Erst durch „Swordfish“ brachte sie den Mut für die Rolle der Lilah in „Monsters Ball“ auf. Wie sie sich da nicht nur von Allüren, sondern jeglicher Eitelkeit freimacht, wie sie da in einer extrem freizügigen Sexszene nie ihre Würde preisgibt und gleichzeitig alles über diese vom Leben gezeichnete Frau erzählt, das ist schon Weltklasse. Vor allem aber ihr letzter Blick im Film ist es, der Halle Berrys Startum besiegelt: Gib der Hoffnung eine Chance – und das so entwaffnend und zärtlich und erwartungsvoll, dass es einfach nichts mehr mit Look oder Aussehen zu tun hat, sondern nur noch mit menschlichem Verlangen. Danach gleich in „Stirb an einem anderen Tag“ als Jinx mit 007 durch die Welt zu jetsetten und in Ursula Andress‘ Bikini eine ebenso gute Figur abzugeben wie im Jaguar oder mit einer Kanone in der Hand, das lässt nur das Beste und Tollste hoffen für Halle Berrys Zukunft.

Applaus auch für:

Robin Williams Der Clown nahm die Maske ab und offenbarte in „Insomnia“ und „One Hour Photo“ Abgründe, die man dem einst komischsten Schauspieler von Hollywood nie zugetraut hätte.

Gabriel Garcia Bemal Latin Lovers stellt man sich anders vor als diesen Jungen mit dem schrägen Gesicht. Aber dann versinkt man in diesen endlos schwarzen Augen, wenn der Mexikaner in Filmen wie „Amores Perros“ oder „Y tu Mama tambien“ die besten Jugendlichen der letzten Jahre spielt.

Naomi Watts Auf einmal war sie da, aus dem Nichts. Und war auch dann in „Mullholland Drive“ erst einmal das Blondchen vom Land. Bis zu der Szene beim Vorsprechtermin, in der die Australierin „Von null auf Star“ in fünf Minuten praktizierte. Und dann noch ein Überraschungshit als Hauptdarstellerin von „The Ring“. Alle Achtung.

Diane Lane Gemocht hat man Diane Lane schon immer, seit den frühen Achtzigern, seit „Straßen in Flammen“ oder „Cotton Club“. Und ihr immer den großen Durchbruch, die eine tolle Rolle gewünscht. 37 Jahre alt musste sie werden, bis sie kam als Hausfrau auf erotischen Abwegen in „Untreu“.