Berliner Schule


Helene Hegemann und die hysterische Geschichte um ihren Roman "Axolotl Roadkill": Abschreiben oder schreiben lassen!

Abschreiben oder schreiben lassen

23. Januar

Helene Hegemann und die hysterische Geschichte um ihren Roman „Axolotl Roadkill“ wirkt wie schlecht ausgedacht, also besser als echt. Aber der so genannte Literaturbetrieb liebt junge, minderjährige Mädchen, vor allem, wenn deren Väter bekannte Theatermacher sind und die Heranreifenden mit 17 Jahren nicht nur kunstvoll über miese Familienverhältnisse schreiben können, sondern ebenso scharf über Sex und harte Drogen. Wenn das dann noch überraschend schlau klingt und die Sauereien vielleicht sogar ein bisschen authentisch, dann finden das alle, ja, doch: richtig geil. So geil, dass sich die meist männlichen Feuilletonisten überschlugen, die Hegemann prompt in den Bestsellerlisten landete und gleich für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde. Als festgestellt wurde, dass die junge Frau bei einem Autor namens Airen und dessen Buch „Strobo“ wohl sehr freizügig die Club- und Drogen-Passagen abgschrieben hatte, erlebten wir das aufgeregteste Literatur-Skandälchen seit Langem. Es gab richtig Stress. Quadratkilometer Zeitungspapier wurden voll geschrieben, jeder musste es nochmal in eigenen Worten anprangern und allen anderen erklären, immer wieder von vorne, es ging um Urheberrechte und Authentizität, um Zitatrecht und Quellenangaben – es wurde also wirklich öde. Aber nur so lernten wir „Strobo“ kennen, ein tolles, radikales Buch aus den Untiefen des alten Berghains und damit aus dem härtesten Teil der Nacht, vielen Dank dafür. Und als kürzlich der Unternehmer, Wirklichkeitserfinder, Regalbastler und Autor Rafael Horzon verkündete, er habe sein gelobtes Werk „Das Weiße Buch“ gar nicht selbst geschrieben, das sei die Hegemann gewesen, da ergab plötzlich alles wieder irgendwie einen Sinn. ras