Björk


Die isländische Schamanenfrau als Festival-Headlinerin: Hat man selten. Wie generell Live-Auftritte von ihr.

Die Booker schienen ein Faible für extrovertierte Sängerinnen mit eigenem musikalischen Universum zu haben: Neben Björk fanden sich auch M.I.A., Kelis und Les Rita Mitsouko an der Seine ein. Was uns zur Hauptfrage des Festivalabends bringt: Was hat uns Björk, die die 90er auf den Kopf gestellt hat, 2007 noch zu geben?

Der Rahmen in einem graziösen Park mit Kastanienalleen ist gediegen – eine Atmosphäre, in die sich zu fügen Björk,gekleidet in eine explodierte Gold-Silber-Tüll-Kreation, nicht gewillt scheint. Die Besetzung von Björks Band ist wieder spektakulär. War sie bei den Konzerten zum letzten Album medulla mit Orchester aufgetreten, hat sie jetzt-neben ihrem langjährigen Produzenten und DJ. Ex-LFO-Mann Marc Bell – eine isländische Blaskapelle im Rücken, zehn Damen mit Neonfarben in Gesichtern und auf Gewändern. Neben den komplexen Bläserparts, die etwa bei den avantgardistisch angewehten Stücken vom neuen Album Volta (nur vier werden zum Besten gegeben) auch perkussiven Charakter annehmen und die Beats unterstützen, mitunter gar ersetzen, übernehmen die zehn bei Songs wie den um- bzw. neuarrangierten Homogenic-Stücken „Hunter“ und „Immature“ auch die Chorparts.

Elektrifiziert beatlastige und akustisch-analog anmutend bläser-/klavierbetonte Stücke wechseln sich ab, dazu setzt die eindrucksvolle Lichtshow Akzente. Zu den polternden Beats von „Army Of Me“ schießen Laserblitze, beim bedrohlichen „Earth Intruders“ lodert apokalyptisches Höllenfeuer. Auf vorproduzierte Videoprojektionen verzichtet die Show, noch mehr visuelle Reize sind bei der aufwändigen Bühnendeko und dem dargebotenen Klamottenfundus auch nicht nötig. So kann man auf der festivaleigenen Großleinwand verfolgen, wie Björk schamanengleich von einem Bühnenende zum anderen hopst. Zwei Wermutstropfen hat das ansonsten tolle Konzert: „Hyperballad“. das man doch gern in der betörenden Urversion gehört hätte, wird arg technoid verhackstückt – regt so aber zumindest zum Tanzen an. Und in ruhigeren Momenten wie bei „Anchor Song“ ist von der Nebenbühne herüber das ungestüme Gerocke der Metaller Enter Shikari zu hören. Aber das vermag einen nicht wirklich dem Bann der kompromisslosen Performerin Björk zu entreißen – 2007 so wertvoll wie damals in den 90ern.

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