Blues-Brett


Mit seinem stolzen Alter von 61 Jahren ist Lousiana Red eine der letzten Blues-Legenden. Er testete exclusiv für ME/Sounds die "Steven Acworth Tele Custom".

„Meine Gitarre ist mir derart in Fleisch und Blut übergegangen, daß ich ihre Besonderheiten fast gar nicht mehr wahrnehme“, resümiert Lousiana Red während er seine Custom-Tele offen auf A stimmt, „allerdings habe ich sie aus meiner Erfahrung heraus auf ganz bestimmte Art und Weise herstellen lassen.“ Obwohl er zu Hause eine komplette Armada sechssaitiger Raritäten besitzt, nimmt der Bluesman ausschließlich diese Tele mit auf Tour. „Bei dieser Gitarre handelt es sich um ein modifiziertes Telecastermodell von einem Gitarrenbauer namens Steven Acworth aus der englischen Grafschaft Kent“, erklärt Red und summt leise den Anfang des Songs „Good Bye Champion Jack Dupree“. „Du kannst Dir so eine Tele auch aus den entsprechenden Einzelteilen zusammenbauen. Dazu war ich zu faul. „

Reds Spezialität ist es, ständig zwischen Slide- und normaler Gitarrenspielweise hin- und herzuwechseln. Entspechend hoch ist die Saitenlage. Das Instrument besitzt einen dreiteiligen Mahagonikorpus, einen Hals aus geöltem Vogelaugenahorn und ein Palisandergriffbrett. Um das Sustain zu verlängern, wurde der aufgeschraubte Hals gleichzeitig eingeleimt. „Dadurch bietet die Gitarre eine sehr perkussive Ansprache, die für meine Spielweise unbedingt nötig ist.“ Red spielt mit den Fingern, zieht einen Flaschenhals fünf Halbtöne übers Griffbrett, um sofort wieder in einen gegriffenen Akkord zu wechseln. Für Reds Riesenfinger wurde das Griffbrett etwas breiter ausgelegt als normal. Der Gitarrenbauer war gefragt.

„Im Prinzip ist mein Instrument die massive Version einer Elektroakustikgitarre“, lacht Red, „allerdings liegt meine Tele wesentlich komfortabler am Körper.“ Beim Konzert stimmt er fast zwischen jedem Song die Gitarre in eine andere Tonart um. Dank seiner Routine sitzt jeder Ton mit einem Handgriff, die sechs Schaller-Mechaniken der Tele laufen butterweich und sprechen höchst sensibel an. „Natürlich vergehen durch das Stimmen immer eine oder zwei Minuten, in dieser Zeit erzähle ich den Zuschauern halt einen Witz.“

Auffällig ist jedoch, daß Red ohne Ersatzgitarre auf die Bühne geht. „Wenn mir mal eine Saite reißt, spiele ich solange es geht auf den restlichen weiter. Ich ziehe relativ dicke Moxima-Saiten in den Stärken von Oll bis 046 auf. Die reißen nicht so schnell und halten den Sound sehr lange“, verrät Red.

Eine Gitarre, die ihm in diesen elementaren Punkten nicht auf Anhieb liege, sei einfach nichts für ihn: „Ich stecke das Kabel in den Amp und spiele los.“ Lousiana Red stellt seinen Combo fast glasklar ein und regelt den Gitarrensound ausschließlich vom Instrument aus. Das Ergebnis ist eine sich ständig ändernde Klangfarbe des Sounds. „Die beiden einspuligen Tonabnehmer sind handgewickelt und besitzen einen fast identischen Grundsound. Meine Lieblingsposition ist der Halstonabnehmer, er klingt wunderbar traurig, warm und erdig. So, wie der Blues eben ist.“