Bob Dylan


„How does it feel , hatte er einst gehöhnt, „to be on your own, with no direction home, like a complete unknown, like a rolling stone.“ Und heute? Heute verkörpert er mehr denn je jenen selbst erschaffenen „mystery tramp“, ist unterwegs „with no direction home“ und nennt sein nur auf den ersten Blick zielloses Um-die-Welt-driften „The Never-EndingTour“. Und wieder einmal wird er den 24. Mai, seinen Geburtstag, den 59. diesmal, in irgendeinem Hotelzimmer verbringen, wird tags darauf auf der Bühne stehen, und aus dem Off wird jene Ansage ertönen, die ebenfalls längst Musikgeschichte ist: „Ladies and gentlemen, please welcome Columbia recording artist – Bob Dylan!“ Es war ein langer Weg für Robert Allen Zimmerman von Duluth/Minnesota nach New York, wo 1962 alles anfing, und es sollte ein noch viel längerer werden:

vom Cafe Wha? im Greenwich Village zum Newport Folk Festival; vom mythen-umrankten „Royal Albert Hall“-Konzert zurück ins ländliche Idyll von Woodstock; vom Filmset in New Mexico („Pat Garrett & Billy The Kid“) zurück auf die Bühne mit The Band; von der turbulent-chaotischen „Rolling Thunder Revue“ zu Big-Band-Auftritten mit einem Set komplett umarrangierter Klassiker; von Gospel zum Rock’n’Roll (mit Grateful Dead, Santana oder Tom Pettys Heartbreakers) und wieder zurück. Nichts und niemand, nicht einmal eine lebensgefährliche Erkrankung im Mai 1997 konnte Dylans manisches Herumstreunen stoppen. Kaum dem Tod von der Schippe gesprungen ging’s zurück on the road: Das neue Album promoten, „Time Out Of Mind“, sein bestes seit 20 Jahren, wie führende Dylanologen zu Recht konstatierten. Nachdem es 1999 hierzulande nur zu einem einzigen, allerdings brillanten Auftritt in der Münchner Olympiahalle gereicht hat, plant das erratische Genie diesmal zum Glück ein paar mehr Konzerte auf bundesrepublikanischen Bühnen im Rahmen der Tour, die nie zu Ende geht. Oder nie zu Ende gehen darf? „Aufhören?“, hat Dylan vor Jahren einmal in einem seiner raren Interviews gesagt, „aufhören? Das würde mir Angst einjagen. Ich wüsste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich wäre verloren.“