Bobo In White Wooden Houses


Achterbahn der Gefühle. Kurz vor der Geburt von Bodos erstem Kind nahm sich der ehemalige Gitarrist der Ostberliner Sängerin das Leben

Manchmal liegen Trauer und Glück im Leben eines Menschen dicht beieinander. Diese Erfahrung mußte in den vergange-I nen Wochen Christine Hebold (28) alias Bobo In White Wooden Houses machen. Mitten in der Vorfreude auf ihr erstes Kind und nur wenige Wochen vor dessen Geburt erhängte sich ein langjähriger musikalischer Weggefährte der Ostberliner Sängerin, der Gitarrist Frank Heise. Und als wären diese emotionalen Extreme noch nicht genug, galt es außerdem, die neue Platte der White Wooden Houses ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rücken. Ein Album, das in Bobos musikalischer Karriere einen Wendepunkt markiert. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Gitarrist Heise nach der zweiten Platte seinen Hut genommen hatte. Dazu Bobo und Band: „Im März 1994 hat sich Frank aus privaten Gründen in Freundschaft von uns getrennt. Ein Schritt, den wir sehr bedauert haben.“

Auch nach seinem offiziellen Abschied von den White Wooden Houses griff Heise weiterhin für seine ehemaligen Kollegen vom Prenzlauer Berg zur Gitarre: „Trotz der Trennung standen wir in Kontakt mit Frank, was dazu führte, daß er mit seinem Spiel dem Titelsong des neuen Albums seine unvergleichliche Handschrift verlieh.“ Franks Tod, so Bobo und Band, „hat uns alle tief getroffen“. Doch nicht nur Christine Hebold und ihre Mitmusiker traf der Selbstmord Heises im Mark. Sein tragischer Tod löste in der gesamten Ostszene Betroffenheit aus. Denn mit Bobos einstigem Studienkollegen aus alten Weimarer Tagen verlor die Rockmusik in den neuen Bundesländern nicht nur einen exzellenten Gitarristen, sondern zudem auch noch einen begnadeten Arrangeur. Es war Heise, der den Sound der White Wooden Houses über lange Zeit entscheidend mitprägte. So sehr, daß es im Laufe der Zeit innerhalb der Band zu musikalischen Differenzen kam. Nach Franks Ausscheiden gingen Sängerin Christine ‚Bobo‘ Hebold und ihre Musiker neue Wege. Hatten bis zu Heises Abschied folkorientierter Pop und verhaltener, gitarrenlastiger Rock den Klang der White Wooden Houses dominiert, so setzten Bobo und ihr musikalischer Berater Emanuel Fialik nach dem Weggang des Gitarristen und Arrangeurs verstärkt auf Elektronik.

Das Ergebnis heißt ‚Cosmic Ceiling‘ und steht seit kurzem in den Läden — eine Platte, die zwischen tanzbarem Elektropop ä la Orb, jazzigen Elementen mit Bar- oder Latin Touch und dem betörend geheimnisvollen Songfeeling von Suzanne Vega pendelt. Den Kurswechsel erklärt Bobo so: „In den letzten Jahren hat sich musikalisch eine Menge geändert. Die Clubs zum Beispiel klingen jetzt ganz anders. Wohl auch deshalb kommen mir bestimmte Bands heute altmodisch vor. Die möchte ich einfach nicht mehr hören.“

Ein Statement, das auch die Veränderung von Bobos eigenem Klangbild erklärt. Der Gefahr, ihre treue Fangemeinde mit mehr musikalischer Vielfalt zu irritieren, begegnet die in Halle geborene Pfarrerstochter mit erstaunlich großer Gelassenheit: „Ich kann nur diejenigen Songs schreiben, die auch wirklich in mir drin sind. Daß sie manchem unter meinen alten Fans vielleicht weniger gut gefallen, muß ich ganz einfach in Kauf nehmen.“