Boo-Yaa T.R.I.B.E


Als die Chose gegen halb Elf (immerhin rund 90 Minütchen nach der avisierten Show-Time) endlich in Gang kommt, rollt zunächst ein kolossaler Sumo-Ringer in Kampfmontur auf die Bühne. In seinem Gefolge wanken zwei kaum weniger voluminöse Kleiderschränke im Samurai-Outfit heran, die ihre fast regungslose Präsenz links und rechts außen im Lauf der nächsten guten Stunde nur zweimal aufgeben: Der eine hievt den Gitarristen zum Solo auf die massiven Schultern — der andere biegt mal eben ein paar MikroStänder im Nacken transportfreundlich zureeht und reicht sie als Souvenir ins Publikum.

Nicht weniger als vierzehn Aktive drängeln sich auf der Bühne. Und schon nach wenigen Takten ist klar: Hier wird keine holprige HipHop-Party, sondern eine bestens geschmierte Funk-Revue gefeiert. Damit kehren Boo-Yaa T.R1B.E. die typischen Verhältnisse im Rap-Genre einfach um: Die Show ist diesmal weitaus besser als die Platte.

Denn was sich der 08/15-HipHopper mühsam von alten Platten zusammensampelt, um es dann — zwar authentisch knisternd, doch in der Regel äußerst notdürftig — für die gänzlich anderen Anforderungen eines Konzerts wieder anzurichten, das kommt hier wirklich live rüber. Eine exzellent

groovende Funl-Mann-Band. die sich auch von ein paar fiesen Breaks nicht aus dem Konzept bringen läßt, breitet einen dicken, flauschigen Funk-Teppich aus, auf dem die Hauptakteure des Clans munter ihre Kapriolen schlagen können.

Deshalb entfaltet beispielweise eine Slow-Funk-Perle wie „Once Upon A Drive By“ erst auf der Bühne ihren vollen Glanz — mit dem Boo-Yaa-typischen Wechselspiel zwischen den heiseren Soul-Shouts des „Godfathers“ und dem energischen Rap von MC Ganxsta Rodd. Nach einer knappen halben Stunde leistet sich das durch einige Choreographie-Einlagen geschlauchte Front-Quartett eine Verschnaufpause: Der Gitarrist, ein Epigone von Van Haien und Jimi Hendrix. und Bassist „0“ Mobsta dürfen jetzt ihr Solo-Unwesen treiben. Die größte Überraschung des Instrumental-Intermezzos hat allerdings der Keyboarder in petto, der sich kurzerhand in eine 1 a-Human Beat-Box verwandelt. Nach zwei Zugaben, diversen gegenseitigen Sympathiebekundungen und einer heftigen Dosis Metal-Rap als Rausschmeißer verschwindet der wüste Haufen in der Garderobe.

Dieser Boo-Yaa T.R.I.B.E., das bisher gelungenste Resozialisierungsprojekt der frühen yOer Jahre, darf jederzeit gern wiederkommen.