Boom Box: Farhot und „Chabos wissen wer der Babo ist“


Farhot ist Deutschlands vielleicht bester HipHop-Produzent. Mit seinem ersten Album macht er nun einen Schritt aus dem Schatten seiner Musik.

„Chabos wissen wer der Babo ist.“ Das ist nicht nur die Gangstarap-Hymne von Haftbefehl, die auch Fettes Brot und die Sportfreunde Stiller gut finden. Sondern lässt sich auch lesen als die Geschichte von Farhot, der das Stück produziert hat.

Chabos haben den Brudi aus Hamburg-Neuwiedenthal seit knapp zehn Jahren auf dem Zettel, als einen der besten Beatbastler des Landes. Leider nur sind es nicht allzu viele Chabos. Der 31-Jährige ist bescheiden; die Social-Media-Inkontinenz der Branche ist ihm ähnlich zuwider wie schamloses Trend-Trittbrettfahren.

So kommt es, dass sich der Babohaftigkeit des Afghanen nur Eingeweihte gewahr sind – ein Geheimtipp in einer von Geheimnissen weitgehend befreiten Welt. Dabei hat Farhot wenig gemein mit den Autisten, die unter Ausschluss von Tageslicht das Erbe von J Dilla verfrickeln. Er hat die Karriere von Nneka begleitet, mit Straßenrappern aus Hamburg-Süd ebenso Musik gemacht wie mit Nas und Talib Kweli, dabei oft ein Faible für die afro-karibische Soundsystem- Tradition, vor allem aber seine eigene Note durchblicken lassen. Diese hat er nun auf der ersten Veröffentlichung unter eigenem Namen manfestiert.

Auf KABUL FIRE VOL.1 (jakartarecords-label.bandcamp.com) findet sich alles, was Farhot ausmacht: stolze Basslines; Einflüsse aus New York, London und der afghanischen Heimat; störrisches Popverständnis; rhythmische Feinheiten, die meilenweit entfernt sind vom biederen Bumm-Tschack vieler Deutschrap-Grobmotoriker; und natürlich sein Gespür für Samples.

All das kommt zusammen auf „Fuck The Money“: Wie sich hier aus einem gnadenlos manipulierten Vocalfetzen erst ein Jungle-Break und dann eine hypnotische Mutantenmelodie schält, ist ganz großes Kino. Saudi Arabi Moneyrich wird man mit so was zwar nicht. Aber wenn man das Beatmachen so konsequent als Kunst interpretiert, kommen die Brotjobs quasi von alleine.

Diese Kolumne ist in der Februar-Ausgabe 2014 des Musikexpress erschienen.